Züchtungskunde, 80, (6) S. 461 – 472, 2008, ISSN 0044-5401
Zusammenhänge zwischen Kälbergesundheit, Wachstumsverlauf und späteren Leistungen bei Milchrindern
J. Trilk und Kathleen Münch
Zusammenfassung:
Die Schwerpunkte in der Kälber- und Jungrinderaufzucht liegen im Bereich Kostensenkung und Förderung der späteren Leistungsfähigkeit. Die vorgelegten Untersuchungen befassten sich mit den Erkrankungen von Tränkkälbern und den Auswirkungen auf das Wachstum und die Leistung in der ersten Laktation. Es wurden vier Geburtsjahrgänge von Färsenkälbern der Rasse Deutsche Holstein aus dem Versuchsgut Groß Kreutz ausgewertet. Zur Analyse von Erkrankungs- und Abgangsraten standen Informationen von 270 Tieren, für die Wachstumsdaten und die Leistungen in der 1. Laktation Informationen von 172 Tieren zur Verfügung. Vom Untersuchungsbestand erkrankten 27 % der Kälber nicht während der 12wöchigen Tränkperiode, 32,2 % der Tiere dagegen drei Mal oder häufiger. Zwischen dem Gammaglobulingehalt im Blut als Indikator der ausgebildeten Immunität sowie den Er-krankungs- und Abgangsraten bestand ein tendenzieller Zusammenhang. Zwischen nicht erkrankten Kälbern und Tieren mit mehrmaliger Erkrankung bestanden nachweisliche Unterschiede in der Abgangsrate bis zum Abschluss der 1. Laktation. Auch die Zunahmen bis zum Alter von einem Jahr waren erheblich vom Erkrankungsgeschehen beeinflusst. Wachstumsrückstände häufiger erkrankter Tiere konnten während der Aufzucht nicht mehr kompensiert werden, so dass sich das Erstkalbealter um über einen Monat vergrößerte. Fruchtbarkeitsleistungen bei Färsen und Jungkühen verschlechterten sich in der Tendenz mit größerer Erkrankungsrate der Tränkkälber. Die Milchleistung in der 1. Laktation war davon allerdings nicht beeinflusst. Deutliche Effekte des Erstkalbealters waren auf den Milchfettgehalt und die Körpermasse p.p. festzustellen. In der Tendenz erbrachten die Tiere mit sehr früher Abkalbung von unter zwei Jahren die geringsten Milchleistungen. Bei den Merkmalskorrelationen zwischen Wachstums- und Gewichtsmerkmalen zu Milchleistungs- und Fruchtbarkeitsdaten waren nur wenige eindeutige Werte feststellbar. Eine positive Korrelation von +0,25 bestand zwischen den Kalbemassen und der nachfolgenden Milchmengenleistung der Jungkühe. Die Gewichte am Laktationsende dagegen korrelierten negativ mit der vorangegangenen Mengenleistung und positiv mit den Milchinhaltsstoffen.
Keywords/Stichworte:Kälber, Erkrankungsraten, Wachstum, Milchleistung
Die Schwerpunkte in der Kälber- und Jungrinderaufzucht liegen im Bereich Kostensenkung und Förderung der späteren Leistungsfähigkeit. Die vorgelegten Untersuchungen befassten sich mit den Erkrankungen von Tränkkälbern und den Auswirkungen auf das Wachstum und die Leistung in der ersten Laktation. Es wurden vier Geburtsjahrgänge von Färsenkälbern der Rasse Deutsche Holstein aus dem Versuchsgut Groß Kreutz ausgewertet. Zur Analyse von Erkrankungs- und Abgangsraten standen Informationen von 270 Tieren, für die Wachstumsdaten und die Leistungen in der 1. Laktation Informationen von 172 Tieren zur Verfügung. Vom Untersuchungsbestand erkrankten 27 % der Kälber nicht während der 12wöchigen Tränkperiode, 32,2 % der Tiere dagegen drei Mal oder häufiger. Zwischen dem Gammaglobulingehalt im Blut als Indikator der ausgebildeten Immunität sowie den Er-krankungs- und Abgangsraten bestand ein tendenzieller Zusammenhang. Zwischen nicht erkrankten Kälbern und Tieren mit mehrmaliger Erkrankung bestanden nachweisliche Unterschiede in der Abgangsrate bis zum Abschluss der 1. Laktation. Auch die Zunahmen bis zum Alter von einem Jahr waren erheblich vom Erkrankungsgeschehen beeinflusst. Wachstumsrückstände häufiger erkrankter Tiere konnten während der Aufzucht nicht mehr kompensiert werden, so dass sich das Erstkalbealter um über einen Monat vergrößerte. Fruchtbarkeitsleistungen bei Färsen und Jungkühen verschlechterten sich in der Tendenz mit größerer Erkrankungsrate der Tränkkälber. Die Milchleistung in der 1. Laktation war davon allerdings nicht beeinflusst. Deutliche Effekte des Erstkalbealters waren auf den Milchfettgehalt und die Körpermasse p.p. festzustellen. In der Tendenz erbrachten die Tiere mit sehr früher Abkalbung von unter zwei Jahren die geringsten Milchleistungen. Bei den Merkmalskorrelationen zwischen Wachstums- und Gewichtsmerkmalen zu Milchleistungs- und Fruchtbarkeitsdaten waren nur wenige eindeutige Werte feststellbar. Eine positive Korrelation von +0,25 bestand zwischen den Kalbemassen und der nachfolgenden Milchmengenleistung der Jungkühe. Die Gewichte am Laktationsende dagegen korrelierten negativ mit der vorangegangenen Mengenleistung und positiv mit den Milchinhaltsstoffen.