Züchtungskunde, 78, (5) S. 365 – 383, 2006, ISSN 0044-5401
Züchterische Aspekte zu Kalbeverlauf, Totgeburtenrate und Nutzungsdauer in der Milchviehzucht
C. Fürst und Birgit Fürst-Waltl
Zusammenfassung:
Die Kosten senkenden Fitnessmerkmale gewinnen in der Milchviehzucht bei allen Rassen an Bedeutung. Kalbeverlauf, Totgeburtenrate und Nutzungsdauer zählen dabei zu den wichtigsten Merkmalen. Die phänotypische Entwicklung der Kalbemerkmale und der Nutzungsdauer ist in den meisten Populationen rückläufig, der genetische Trend ist jedoch weitgehend stabil. Die Heritabilitäten liegen meist im niedrigen Bereich; bei Kalbeverlauf und Totgeburtenrate kann man von 1 bis 10 % ausgehen, bei der Nutzungsdauer auch darüber. Zu beiden Bereichen existieren mehrere Merkmale mit guten genetischen Beziehungen, die zur Verbesserung der Sicherheit der Zuchtwertschätzung genutzt werden können. Bei der Zuchtwertschätzung für die Kalbemerkmale sind die di rekte (paternale) und die maternale genetische Komponente zu berücksichtigen. Eine multivariate Schätzung kann die Sicherheit der Zuchtwerte etwas verbessern. Die Zuchtwertschätzung Nutzungsdauer wird mit der Lebensdaueranalyse durchgeführt, bei der noch lebende Tiere statistisch korrekt berücksichtigt werden. Züchterisch interessant ist vor allem die leistungsunabhängige Nutzungsdauer, wobei der Effekt der milchleistungsbedingten Merzung rechnerisch ausgeschaltet wird. Eine der wirtschaftlichen Bedeutung entsprechende Gewichtung der Fitnessmerkmale im Gesamtzuchtwert lässt eine zumindest stabile Weiterentwicklung erwarten.
Keywords/Stichworte:Rinderzucht, funktionale Merkmale, Fitness, Kalbeverlauf, Schwergeburten,
Totgeburtenrate, Nutzungsdauer
Die Kosten senkenden Fitnessmerkmale gewinnen in der Milchviehzucht bei allen Rassen an Bedeutung. Kalbeverlauf, Totgeburtenrate und Nutzungsdauer zählen dabei zu den wichtigsten Merkmalen. Die phänotypische Entwicklung der Kalbemerkmale und der Nutzungsdauer ist in den meisten Populationen rückläufig, der genetische Trend ist jedoch weitgehend stabil. Die Heritabilitäten liegen meist im niedrigen Bereich; bei Kalbeverlauf und Totgeburtenrate kann man von 1 bis 10 % ausgehen, bei der Nutzungsdauer auch darüber. Zu beiden Bereichen existieren mehrere Merkmale mit guten genetischen Beziehungen, die zur Verbesserung der Sicherheit der Zuchtwertschätzung genutzt werden können. Bei der Zuchtwertschätzung für die Kalbemerkmale sind die di rekte (paternale) und die maternale genetische Komponente zu berücksichtigen. Eine multivariate Schätzung kann die Sicherheit der Zuchtwerte etwas verbessern. Die Zuchtwertschätzung Nutzungsdauer wird mit der Lebensdaueranalyse durchgeführt, bei der noch lebende Tiere statistisch korrekt berücksichtigt werden. Züchterisch interessant ist vor allem die leistungsunabhängige Nutzungsdauer, wobei der Effekt der milchleistungsbedingten Merzung rechnerisch ausgeschaltet wird. Eine der wirtschaftlichen Bedeutung entsprechende Gewichtung der Fitnessmerkmale im Gesamtzuchtwert lässt eine zumindest stabile Weiterentwicklung erwarten.