Züchtungskunde, 77, (5) S. 341 – 354, 2005, ISSN 0044-5401
Untersuchung der Einflussfaktoren auf den Zuchtfortschritt beim bayerischen Fleckvieh
Stefanie Ostler, R. Fries, R. Emmerling, K.-U. Götz , J. Aumann und G. Thaller
Zusammenfassung:
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, den Zuchtfortschritt für die Milchmenge und die dafür verantwortlichen Einflussfaktoren beim bayerischen Fleckvieh zu untersuchen. Zuerst wurde unter der Annahme einer optimalen Umsetzung des vorliegenden Zuchtprogramms der theoretisch mögliche Zuchtfortschritt abgeleitet. Im Weiteren wurden die für den erwarteten Zuchtfortschritt maßgeblichen Bestimmungsgrößen mit Hilfe von Abstammungs- und Erstbesamungsdaten sowie der aktuellen Ergebnisse der Zuchtwertschätzung bestimmt. Der realisierte Zuchtfortschritt wurde schließlich über die Entwicklung der durchschnittlichen Zuchtwerte von Bullenjahrgängen geschätzt. Der erwartete und realisierte Zuchtfortschritt stimmen mit Werten von 105,7 bzw. 109,3 Milch kg/Jahr gut überein. Der theoretisch mögliche Zuchtfortschritt liegt mit 132,8 Milch kg/Jahr im Vergleich dazu 26 % bzw. 22 % höher. Die Ursachen dafür sind vor allem die längeren Generationsintervalle auf allen Selektionspfaden in der Praxis sowie vergleichsweise geringe Selektionsintensitäten auf dem Mutter-Kuh-Pfad. Die in den letzten Jahren deutlich kürzer werdenden Generationsintervalle der Bullenväter und Bullenmütter zeigen, dass die Zucht bereits darauf reagiert hat. Mit einem Anteil von 74,5 % wird der Zuchtfortschritt maßgeblich über die Selektion der Elterntiere für die nächste Testbullengeneration erzielt. Die relativen Beiträge der einzelnen Selektionspfade mit 38,7 % auf dem Vater-Bulle-, 22,0 % auf dem Vater-Kuh-, 35,8 % auf dem Mutter-Bulle- sowie 3,5 % auf dem Mutter-Kuh-Pfad unterscheiden sich nur geringfügig von den Ergebnissen älterer Untersuchungen und denen vergleichbarer Besamungszuchtprogramme. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Fleckvieh als Doppelnutzungsrasse durch eine konsequente Umsetzung des Zuchtprogramms erfolgreich den Herausforderungen der modernen Milchrinderzucht gestellt hat.
Keywords/Stichworte:Genetischer Fortschritt, Fleckvieh, Zuchtprogramm, Selektionspfade,
Selektionsintensität, Generationsintervall
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, den Zuchtfortschritt für die Milchmenge und die dafür verantwortlichen Einflussfaktoren beim bayerischen Fleckvieh zu untersuchen. Zuerst wurde unter der Annahme einer optimalen Umsetzung des vorliegenden Zuchtprogramms der theoretisch mögliche Zuchtfortschritt abgeleitet. Im Weiteren wurden die für den erwarteten Zuchtfortschritt maßgeblichen Bestimmungsgrößen mit Hilfe von Abstammungs- und Erstbesamungsdaten sowie der aktuellen Ergebnisse der Zuchtwertschätzung bestimmt. Der realisierte Zuchtfortschritt wurde schließlich über die Entwicklung der durchschnittlichen Zuchtwerte von Bullenjahrgängen geschätzt. Der erwartete und realisierte Zuchtfortschritt stimmen mit Werten von 105,7 bzw. 109,3 Milch kg/Jahr gut überein. Der theoretisch mögliche Zuchtfortschritt liegt mit 132,8 Milch kg/Jahr im Vergleich dazu 26 % bzw. 22 % höher. Die Ursachen dafür sind vor allem die längeren Generationsintervalle auf allen Selektionspfaden in der Praxis sowie vergleichsweise geringe Selektionsintensitäten auf dem Mutter-Kuh-Pfad. Die in den letzten Jahren deutlich kürzer werdenden Generationsintervalle der Bullenväter und Bullenmütter zeigen, dass die Zucht bereits darauf reagiert hat. Mit einem Anteil von 74,5 % wird der Zuchtfortschritt maßgeblich über die Selektion der Elterntiere für die nächste Testbullengeneration erzielt. Die relativen Beiträge der einzelnen Selektionspfade mit 38,7 % auf dem Vater-Bulle-, 22,0 % auf dem Vater-Kuh-, 35,8 % auf dem Mutter-Bulle- sowie 3,5 % auf dem Mutter-Kuh-Pfad unterscheiden sich nur geringfügig von den Ergebnissen älterer Untersuchungen und denen vergleichbarer Besamungszuchtprogramme. Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Fleckvieh als Doppelnutzungsrasse durch eine konsequente Umsetzung des Zuchtprogramms erfolgreich den Herausforderungen der modernen Milchrinderzucht gestellt hat.