Züchtungskunde, 79, (4) S. 429 – 262, 2007, ISSN 0044-5401
Testherden in Zuchtprogrammen für Milchrinder 1. Mitteilung: Allgemeine Überlegungen
H. H. Swalve und S. König
Zusammenfassung:
Konventionelle Zuchtprogramme bei Milchrindern basieren auf der Prüfung von Nachkommenschaften junger Bullen im Feld, d.h. verteilt über die Population. Mehrere Aspekte sprechen für die Berücksichtigung alternativer Verfahren im Sinne einer Straffung der Nachkommenprüfung. Eine verteilte Nachkommenschaftsprüfung verursacht hohe Kosten für die Zuchtorganisation, wenn die Kosten der Leistungsprüfung allein durch die Zuchtorganisationen getragen werden müssen. Die Notwendigkeit, in einer Umwelt zu testen, in welcher die additiv-genetische Varianz maximiert wird, kann gleichfalls dazu führen, dass das Testen auf bestimmte Teile der Population beschränkt wird. Fortschritte auf dem Gebiet der Biotechnologie, insbesondere Zuchtprogramme basierend auf der Technologie des Klonens von Tieren, verlangen Nukleus- und Teststrukturen, während in der breiten Population Klone vermarktet werden. Schließlich – und besonders bedeutsam – werden Entwicklungen im Bereich der Molukulargenetik, insbesondere die genomische Selektion, ein hoch exaktes Erheben von Leistungsdaten und Genotypisierungen verlangen, welche in der breiten Population nicht durchführbar sind. Als Schlussfolgerung ist festzuhalten, dass Zuchtprogramme zukünftig die Existenz von Testherden voraussetzen werden.
Keywords/Stichworte:Milchrinderzucht, Zuchtprogramme, Biotechnologie, Genomische Selektion,
Testherden
Konventionelle Zuchtprogramme bei Milchrindern basieren auf der Prüfung von Nachkommenschaften junger Bullen im Feld, d.h. verteilt über die Population. Mehrere Aspekte sprechen für die Berücksichtigung alternativer Verfahren im Sinne einer Straffung der Nachkommenprüfung. Eine verteilte Nachkommenschaftsprüfung verursacht hohe Kosten für die Zuchtorganisation, wenn die Kosten der Leistungsprüfung allein durch die Zuchtorganisationen getragen werden müssen. Die Notwendigkeit, in einer Umwelt zu testen, in welcher die additiv-genetische Varianz maximiert wird, kann gleichfalls dazu führen, dass das Testen auf bestimmte Teile der Population beschränkt wird. Fortschritte auf dem Gebiet der Biotechnologie, insbesondere Zuchtprogramme basierend auf der Technologie des Klonens von Tieren, verlangen Nukleus- und Teststrukturen, während in der breiten Population Klone vermarktet werden. Schließlich – und besonders bedeutsam – werden Entwicklungen im Bereich der Molukulargenetik, insbesondere die genomische Selektion, ein hoch exaktes Erheben von Leistungsdaten und Genotypisierungen verlangen, welche in der breiten Population nicht durchführbar sind. Als Schlussfolgerung ist festzuhalten, dass Zuchtprogramme zukünftig die Existenz von Testherden voraussetzen werden.