Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss eines Zusatzes von Mikroalgen der Arten Chlorella vulgaris und Arthrospira platensis ( Spirulina ) auf Leistung, Tiergesundheit und Fettsäurestoffwechsel bei Masthähnchen unter konventionellen und ökologischen Haltungsbedingungen zu prüfen. In einem ersten Ansatz fanden unter praxisnahen konventionellen Bedingungen zwei identische Fütterungsversuche mit insgesamt 30.000 schnell wachsenden Masthühnern (ROSS 308, gemischtes Geschlecht) am Lehr- und Forschungsgut Ruthe statt. Die Tiere erhielten entweder ein Standardfutter oder ein identisches Futter unter Zusatz von 0,5-% C. vulgaris . Während der 34-tägigen Mastperiode wurden Leistungsparameter, Fußballengesundheit, Einstreuqualität und Stallklima erfasst. Die Supplementierung beeinträchtigte die Körpermasse (in der Farm) bei Einzeltierwiegungen ( n = 50) im ersten Durchgang nicht. Im zweiten Durchgang wurden bei den Einzeltierwiegungen signifikant höhere Endgewichte (in der Farm) der Versuchsgruppe zu Mastende (Tag 34) festgestellt. Die Fußballengesundheit war in der Versuchsgruppe zu allen Zeitpunkten signifikant besser, bei gleichzeitig höherem Trockensubstanzgehalt (TS) der Einstreu (Durchgang 1) – ein Hinweis auf verbesserte Einstreuqualität und damit grundsätzlich positiv im Hinblick auf die Stallhygiene.
Parallel dazu wurden zwei Fütterungsversuche unter zertifiziert ökologischen Bedingungen mit langsam wachsenden Hubbard ColorYield-Hähnchen durchgeführt. Die Fütterung des Algenzusatzes erfolgte von der 7. bis zur 14. Lebenswoche der Masthühner. Im ersten Durchgang wurden C. vulgaris, A. platensis (jeweils 0,5-%) und eine Kontrollgruppe verglichen. Ab. dem 16. Versuchstag (9. Lebenswoche) wiesen beide Algen-Gruppen signifikant höhere Körpergewichte auf; Chlorella führte zu den höchsten Tageszunahmen, während der Einsatz von A. platensis mit dem höchsten Futterverbrauch und Futteraufwand verbunden war. In diesen Untersuchungen auf einem Betrieb mit ökologischer Tierhaltung zeigten die Fettsäureanalysen algenartspezifische Effekte: Chlorella reduzierte mehrfach ungesättigte Fettsäuren in Serum und Leber signifikant, während Spirulina höhere Stearinsäure- und Eicosapentaensäure -Gehalte bewirkte, jeweils im Vergleich zur Kontrolle. Im zweiten Versuchsdurchgang auf dem Betrieb mit ökologischer Tierhaltung zeigte sich erneut ein tendenziell höheres Körpergewicht unter Spirulina -Fütterung, jedoch ohne statistische Signifikanz. Die Fußballengesundheit war auf niedrigem Niveau bzw. die Tiere wiesen hohe Fußballenscores auf (Nekrosefläche mehr als die Hälfte der Fußballenfläche). Weder das Fußballenscoring noch die TS-Gehalte der Einstreu wiesen signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen auf. Insgesamt weisen die Ergebnisse auf das Potenzial von Mikroalgen als funktionelle Futterkomponenten in der Geflügelmast zur Förderung von Leistung und zur gezielten Modulation des Fettsäureprofils hin. Weitere Studien unter standardisierten Bedingungen sind jedoch notwendig.
Von:  Amr Abd El-Wahab1,2
; Dana-Carina Schubert1
; Svenja Starke3
; Christian Visscher1,4
; Jan Berend Lingens1
; 1 Institute for Animal Nutrition, University of Veterinary Medicine Hannover, Foundation, Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover, Germany
; 2 Nutrition and Clinical Nutrition Department, Faculty of Veterinary Medicine, Mansoura University, 35516 Mansoura, Egypt
; 3 Microganic GmbH, 49324 Melle, Germany
; 4 WING (Science and Innovation for Sustainable Poultry Production), University of Veterinary Medicine Hannover, Foundation, 49456 Bakum, GermanyE-Mail: jan.berend.lingens@tiho-hannover.de