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Züchtungskunde, 85, (5) S. 376-387, 2013, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

Scientific Articles

Kognitive Aufgaben als Umweltanreicherung im Abferkelstall – erste Ansätze einer Nutzung früher Verhaltenskonditionierung von Saugferkeln zur Verminderung aggressiver Verhaltensweisen während der Aufzucht

Sally Rauterberg1 ; Lilia Thays Sonoda1 ; Michaela Fels1 ; S. Viazzi2 ; Gunel Ismayilova3 ; M. Oczak2,3 ; Claudia Bahr2 ; Marcella Guarino4 ; E. Vranken2,3 ; D. Berckmans2 ; J. Hartung1 ; 1 Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztier​ethologie, Bünteweg 17p, 30559 Hannover, Deutschland, E-Mail: michaela.fels@tiho-hannover.de, sally.rauterberg@tiho-hannover.de, itt@tiho-hannover.de ; 2 M3-BIORES: Measure, Model & Manage Bioresponses, Katholieke Universiteit Leuven – Kasteelpark Arenberg 30 – 3001 Leuven, Belgien ; 3 Fancom Research, Panningen – Industrieterrein 34 5981 NK Panningen, Niederlande ; 4 Department of Veterinary Science and Technologies for Food Safety, Faculty of Veterinary Science – via Celoria, 10 – 20133 Milano, Italien

Ziel dieser Studie war es, eine neue Methode der kognitiven Umweltanreicherung für Saugferkel und damit verbundene Möglichkeiten zur Reduktion aggressiven Verhaltens nach dem Absetzen zu untersuchen. Zunächst wurden zehn komplette Würfe mit insgesamt 95 Saugferkeln ab einem Alter von 25 Tagen auf einen elektronischen Futterautomaten trainiert. Dabei lernten die Tiere, einen Signalton mit einer Belohnung in Form von Süßigkeiten zu verbinden. Das Training erfolgte in 8 Trainingseinheiten über einen Zeitraum von 10 Tagen. Am 3. Trainingstag zeigte sich bereits ein deutlicher Trainingserfolg, wobei sich 15 Sekunden nach dem Tonsignal 74,3% der Ferkel eines Wurfes am Futterautomaten aufhielten. Der zweite Teil der Studie erfolgte nach dem Absetzen und befasste sich mit der Möglichkeit der Beeinflussung aggressiven Verhaltens zwischen zwei Ferkeln mit Hilfe der im Saugferkelalter erlernten Reaktion auf den Futterautomaten. Dazu wurden in insgesamt 390 Resident-Intruder Konfrontationen aggressive Interaktionen zwischen je zwei trainierten Absatzferkeln ausgelöst. In 83,6% der Fälle konnten aggressive Auseinandersetzungen durch die Aktivierung des Automaten und der damit ver​bundenen Reaktion der Ferkel beendet werden. In 90% der Fälle reagierte zunächst eines der beiden Ferkel auf den Signalton, so dass der Kampf unterbrochen wurde. Während in 59% der abgebrochenen Kämpfe der Aggressor auf den Signalton reagierte, konnten 51% der Kämpfe durch die Reaktion des Receivers alleine oder gemeinsam mit dem Aggressor abgebrochen werden. Der Futterautomat lenkte die Tiere demnach effektiv von aggressivem Verhalten ab. Kognitive Umweltanreicherung kann somit bereits für Schweine im Saugferkelalter eingesetzt werden und könnte genutzt werden, um zu späteren Produktionszeitpunkten aggressive Verhaltensweisen zu reduzieren und das Wohlbefinden der Tiere zu verbessern.

Konditionierung; kognitive Umweltanreicherung; Ferkel; Aggressivität; Wohlbefinden


Cognitive enrichment in the farrowing pen – a first approach to use early behavioural conditioning of suckling piglets to reduce aggressive behaviour during rearing

The aim of our study was to analyze a new method of cognitive enrichment for suckling piglets and related opportunities to reduce aggressive behaviour after weaning. In the first part of our experiment, 10 complete litters with a total of 95 suckling piglets were trained from an age of 25 days to react on an electronic feeder. The piglets learned the link between a sound given by the electronic feeder and a feed reward in form of chocolate candies. There were 8 training sessions during 10 days showing an apparent learning success at the third day with 74,3% of the piglets standing close to the feeder 15 seconds after its activation. The second part of experiment was aimed to study the possibility to interrupt aggressive behaviour between 2 piglets after weaning using the behaviour learned in the farrowing pen. Therefore, 390 resident-intruder confrontations were studied. In 83,6% of cases, aggressive interaction could be stopped by the activation of the feeder and the related reaction of the piglets. In 90% of cases, only one piglet reacted first so that fighting stopped. In 59% of all stopped fights, the aggressor reacted to the feeder activation whereas the receiver reacted in 51% alone or together with the aggressor. Thus, the feeder could effectively distract the animals from aggressive behaviour. We conclude that a sound signal combined with an electronic feeder is suitable as cognitive enrichment for suckling piglets as well as to stop aggressive fights in a resident-intruder test. Hence, cognitive enrichment can be used for pigs in young age and may be useful in later production stages to reduce aggression and enhance animal welfare.

Conditioning; cognitive enrichment; piglets; aggressive behaviour; animal welfare


Impact Factor (SCI) 2023: 0.3

 5-Jahres-Impact-Factor (SCI) 2023: 0.2

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