Züchtungskunde, 79, (4) S. 263 – 274, 2007, ISSN 0044-5401
Erstlaktationsleistungen und Laktationskurven von Fleckviehkühen in Abhängigkeit von der genetischen Milchleistungsveranlagung des Vaters und der Betriebsintensität
Antonia Gerber, D. Krogmeier, R. Emmerling und K.-U. Götz
Zusammenfassung:
Das Zuchtziel beim Fleckvieh orientiert sich momentan an intensiv geführten Milchviehbetrieben. Damit stellt sich bei einer weiteren züchterischen Verbesserung der Milchleistung die Frage, ob weniger intensive Betriebe auch in Zukunft milchleistungsstarke Bullen problemlos einsetzen können. Ziel der Arbeit war es deshalb, die Auswirkungen unterschiedlicher genetischer Veranlagung für Milchleistung auf die Erstlaktationsleistung und den Laktationsverlauf der 1. Laktation unter unterschiedlichen Umwelten zu ermitteln. Grundlage bildeten die Milchleistungsergebnisse von Töchtern der Bullen der Geburtsjahrgänge 1993 – 1994 (insgesamt 278 Bullen und insgesamt 327.509 Kühe). Die Töchter wurden aufgrund ihres genetischen Milchleistungsniveaus (Milchwert des Vaters) und aufgrund der Betriebsintensität (Herdenjahreseffekt der Betriebe) in jeweils 3 Gruppen eingeteilt, und die Milchleistung und der Laktationsverlauf der verschiedenen Gruppen wurden verglichen. Wie erwartet waren die Unterschiede zwischen den Töchtern von Bullen mit hohem bzw. niedrigem Milchwert in der Milch-, Fett- und Eiweißleistung unter intensiven Bedingungen signifikant höher als unter extensiven Bedingungen. Die Analyse des Laktationsverlaufs von genetisch hochveranlagten Kühen zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Produktionsbedingungen. Bei intensivem Management zeigen diese Kühe eine steil ansteigende Laktationskurve mit einem hohen und späten Laktationsmaximum. Auf extensiven Betrieben verlaufen die Laktationskurven dagegen deutlich flacher, was auf eine bessere Persistenz hindeutet. Die Annahme, dass milchleistungsstarke Kühe unter extensiven Bedingungen sehr hoch einsetzen und es dann im weiteren Laktationsverlauf – aufgrund einer Überlastung des Stoffwechsels – zu einem drastischen Einbruch in der Leistung kommt, bestätigte sich nicht.
Keywords/Stichworte:Betriebsintensitäten, Milchleistungsveranlagung des Vaters, Erstlaktationsleistung,
Laktationskurven, Fleckvieh
Das Zuchtziel beim Fleckvieh orientiert sich momentan an intensiv geführten Milchviehbetrieben. Damit stellt sich bei einer weiteren züchterischen Verbesserung der Milchleistung die Frage, ob weniger intensive Betriebe auch in Zukunft milchleistungsstarke Bullen problemlos einsetzen können. Ziel der Arbeit war es deshalb, die Auswirkungen unterschiedlicher genetischer Veranlagung für Milchleistung auf die Erstlaktationsleistung und den Laktationsverlauf der 1. Laktation unter unterschiedlichen Umwelten zu ermitteln. Grundlage bildeten die Milchleistungsergebnisse von Töchtern der Bullen der Geburtsjahrgänge 1993 – 1994 (insgesamt 278 Bullen und insgesamt 327.509 Kühe). Die Töchter wurden aufgrund ihres genetischen Milchleistungsniveaus (Milchwert des Vaters) und aufgrund der Betriebsintensität (Herdenjahreseffekt der Betriebe) in jeweils 3 Gruppen eingeteilt, und die Milchleistung und der Laktationsverlauf der verschiedenen Gruppen wurden verglichen. Wie erwartet waren die Unterschiede zwischen den Töchtern von Bullen mit hohem bzw. niedrigem Milchwert in der Milch-, Fett- und Eiweißleistung unter intensiven Bedingungen signifikant höher als unter extensiven Bedingungen. Die Analyse des Laktationsverlaufs von genetisch hochveranlagten Kühen zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Produktionsbedingungen. Bei intensivem Management zeigen diese Kühe eine steil ansteigende Laktationskurve mit einem hohen und späten Laktationsmaximum. Auf extensiven Betrieben verlaufen die Laktationskurven dagegen deutlich flacher, was auf eine bessere Persistenz hindeutet. Die Annahme, dass milchleistungsstarke Kühe unter extensiven Bedingungen sehr hoch einsetzen und es dann im weiteren Laktationsverlauf – aufgrund einer Überlastung des Stoffwechsels – zu einem drastischen Einbruch in der Leistung kommt, bestätigte sich nicht.