Züchtungskunde, 80, (4) S. 27 9 – 290, 2008, ISSN 0044-5401
Einfluss von Prostaglandin F2α ( PGF2α in Form von Dinolytic®) auf die Motilität von Eberspermatozoen unter Berücksichtigung des MHS-Genstatus der Probanden
A. Münster, C. Henze, J. Krieter
Zusammenfassung:
Prostaglandin F2α (PGF2α) wird vielfältig in der Schweineproduktion eingesetzt. Ein möglicher Einfluss der Zugabe von PGF2α zum verdünnten Ebersperma auf den passiven Spermatransport durch den Einfluss auf die Zunahme der Uteruskontraktionen wird vermutet. In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss von PGF2α auf die Motilität der Spermien nach Applikation von PGF2α als Dinolytic® (Fa. Pfizer, Karlsruhe) zum verdünnten Sperma von 32 Pietrainebern einer Besamungsstation untersucht. Die Eber wurden entsprechend ihrem MHS-Genstatus (11 NN, 11 NP und 10 PP) klassifiziert. Den handelsüblichen Portionen (90 ml; 1,5 x 109 Spermien) wurden 1 ml Dinolytic® in der Versuchsgruppe 1 (5 mg PGF2α) sowie 2ml Dinolytic® in der Versuchsgruppe 2 (10 mg PGF2α) direkt nach der Produktion zugegeben. Die Kontrollgruppe bestand aus den Rückstellmustern ohne Zusatz von Dinolytic®. Die Motilitätsanalysen fanden 24, 48 und 72 Stunden nach der Zugabe von PGF2α unter Verwendung von SpermVisionTM, einem CASASystem der Firma Minitube, Verona, USA, statt. Der Einfluss des MHS-Genstatus sowie die Wechselwirkung von MHS-Genstatus und dem PGF2α-Zusatz wurden mit berücksichtigt. Die Applikation von 10mg PGF2α in Form von 2 ml Dinolytic® übte einen signifikanten Einfluss (p = 0,02) auf die Spermienmotilität aus. Diese betrug 73,6 % im Vergleich zu 69,0 % (DIN 1) bzw. 69,3% (Kontrolle). Die Zeit nach der Zugabe von PGF2α bis zu 72 Stunden Lagerung hatte erwartungsgemäß einen sehr deutlichen Einfluss (p < 0,0001). Die Motilität sank von 75,1 % (H24) über 71,2 % (H48) auf 65,5 % nach 72 Stunden Lagerzeit. Die Zugabe von 2 ml Dinolytic ® (10mg PGF2α) zum vorverdünnten Ebersperma hatte nach 72 Stunden einen positiven signifikanten Einfluss auf die Motilität der Spermatozoen (p= 0,007). Dabei war die Motilität zu diesem Zeitpunkt um 12,1 % höher als die Motilität in der Kontrollgruppe und um 11,6 % besser als die Motilität in der Versuchgruppe 1. Der Einfluss des MHS-Genstatus beeinflusste die Motilität signifikant (p = 0,02). Die Motilität bei den NN-Ebern (77,8%) war um 15,2 % (p = 0,01) besser als die der PP-Eber (62,6 %). NN-Eber und NP-Eber (71,4%) unterscheiden sich ebenso zufällig wie die NPund PP-Eber. Über den untersuchten Zeitraum gibt es Signifikanzen nur nach 48 Stunden (H48) zwischen den NN-Ebern (78,7 %) und den PP-Tieren (59,8 %). Ein Einfluss einer Wechselwirkung von PGF2α und MHS-Genstatus auf die Motilität der Spermatozoen konnte nicht aufgezeigt werden. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um den Einfluss von PGF2α nach 72 Stunden im verdünnten Ebersperma zu prüfen. Zusätzlich ist es von Interesse, den Einfluss des MHS-Genstatus auf Fertilitätsparameter beim Schwein näher zu betrachten und eine breitere Datenbasis über die Spermienmotilität in Abhängigkeit vom MHS-Genstatus zu schaffen. Beide Themengebiete können dazu beitragen, die biologische Leistung in der Schweineproduktion positiv zu beeinflussen.
Keywords/Stichworte:Schweineproduktion, PGF2a, Spermabeweglichkeit, Uterus, MHS-Genotyp
Prostaglandin F2α (PGF2α) wird vielfältig in der Schweineproduktion eingesetzt. Ein möglicher Einfluss der Zugabe von PGF2α zum verdünnten Ebersperma auf den passiven Spermatransport durch den Einfluss auf die Zunahme der Uteruskontraktionen wird vermutet. In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss von PGF2α auf die Motilität der Spermien nach Applikation von PGF2α als Dinolytic® (Fa. Pfizer, Karlsruhe) zum verdünnten Sperma von 32 Pietrainebern einer Besamungsstation untersucht. Die Eber wurden entsprechend ihrem MHS-Genstatus (11 NN, 11 NP und 10 PP) klassifiziert. Den handelsüblichen Portionen (90 ml; 1,5 x 109 Spermien) wurden 1 ml Dinolytic® in der Versuchsgruppe 1 (5 mg PGF2α) sowie 2ml Dinolytic® in der Versuchsgruppe 2 (10 mg PGF2α) direkt nach der Produktion zugegeben. Die Kontrollgruppe bestand aus den Rückstellmustern ohne Zusatz von Dinolytic®. Die Motilitätsanalysen fanden 24, 48 und 72 Stunden nach der Zugabe von PGF2α unter Verwendung von SpermVisionTM, einem CASASystem der Firma Minitube, Verona, USA, statt. Der Einfluss des MHS-Genstatus sowie die Wechselwirkung von MHS-Genstatus und dem PGF2α-Zusatz wurden mit berücksichtigt. Die Applikation von 10mg PGF2α in Form von 2 ml Dinolytic® übte einen signifikanten Einfluss (p = 0,02) auf die Spermienmotilität aus. Diese betrug 73,6 % im Vergleich zu 69,0 % (DIN 1) bzw. 69,3% (Kontrolle). Die Zeit nach der Zugabe von PGF2α bis zu 72 Stunden Lagerung hatte erwartungsgemäß einen sehr deutlichen Einfluss (p < 0,0001). Die Motilität sank von 75,1 % (H24) über 71,2 % (H48) auf 65,5 % nach 72 Stunden Lagerzeit. Die Zugabe von 2 ml Dinolytic ® (10mg PGF2α) zum vorverdünnten Ebersperma hatte nach 72 Stunden einen positiven signifikanten Einfluss auf die Motilität der Spermatozoen (p= 0,007). Dabei war die Motilität zu diesem Zeitpunkt um 12,1 % höher als die Motilität in der Kontrollgruppe und um 11,6 % besser als die Motilität in der Versuchgruppe 1. Der Einfluss des MHS-Genstatus beeinflusste die Motilität signifikant (p = 0,02). Die Motilität bei den NN-Ebern (77,8%) war um 15,2 % (p = 0,01) besser als die der PP-Eber (62,6 %). NN-Eber und NP-Eber (71,4%) unterscheiden sich ebenso zufällig wie die NPund PP-Eber. Über den untersuchten Zeitraum gibt es Signifikanzen nur nach 48 Stunden (H48) zwischen den NN-Ebern (78,7 %) und den PP-Tieren (59,8 %). Ein Einfluss einer Wechselwirkung von PGF2α und MHS-Genstatus auf die Motilität der Spermatozoen konnte nicht aufgezeigt werden. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um den Einfluss von PGF2α nach 72 Stunden im verdünnten Ebersperma zu prüfen. Zusätzlich ist es von Interesse, den Einfluss des MHS-Genstatus auf Fertilitätsparameter beim Schwein näher zu betrachten und eine breitere Datenbasis über die Spermienmotilität in Abhängigkeit vom MHS-Genstatus zu schaffen. Beide Themengebiete können dazu beitragen, die biologische Leistung in der Schweineproduktion positiv zu beeinflussen.