Züchtungskunde, 79, (3) S. 209 – 218, 2007, ISSN 0044-5401
Eignung des Merkmals Entwicklungsdauer der Brut bei der Zucht varroaresistenter Honigbienen
K. Bienefeld und F. Zautke
Zusammenfassung:
Die ektoparasitische Milbe Varroa destructor bedroht weltweit die Honigbienenbestände. Die Reproduktion der Milbe erfolgt ausschließlich innerhalb der verdeckelten Brut des Wirtes. Innerhalb dieser etwa 12 Tage dauernden Brutphase müssen sich aus den im Abstand von 30 Stunden abgelegten Eiern des Parasiten adulte Nachkommen entwickeln. Nachkommen, die ihre Entwicklung bis zum Schlupf der Biene nicht abgeschlossen haben, überleben nicht. Honigbienen mit einer kürzeren Entwicklungszeit sollten den Reproduktionserfolg der Varroa-Weibchen senken, so dass eine Selektion in Richtung kürzerer Entwicklungszeit (innerhalb der verdeckelten Brutphase) vorgeschlagen wurde. In dieser Untersuchung wurde überprüft, ob nicht durch die Varroaparasitierung – neben den deutlich sichtbaren Schäden der Bienen – dann auch die Entwicklungszeit der befallenen Brut verlängert wird. Um dies zu untersuchen, wurden der Zeitpunkt der Verdecklung der Brutzellen mit zwei Methoden (Schlupfkäfige mit Infrarotschranken bzw. Videobeobachtungen) und des Schlupfes der entweder parasitierten oder nicht parasitierten Brut erfasst. In die Brutzellen eingedrungene Varroamilben ohne Reproduktion oder mit geringer scheinen die Entwicklungszeit der Bienen nicht zu beeinflussen. Eine höhere Reproduktion der Milbe und/oder Mehrfachparasitierung führt zu einer signifikanten Verlängerung der Entwicklungszeit, sehr oft aber auch zu Bienen, die sich nicht selbstständig aus den Zellen befreien können. Diese Zellen werden dann von den im Brutnest befindlichen Bienen von außen – mit einem Zeitverzug von fast 24 Stunden gegenüber der normalen Entwicklungszeit – geöffnet. Eine Selektion auf eine kürzere Entwicklungszeit wird damit durch die Auswirkung der Parasitierung selbst mehr als aufgehoben. Darüber hinaus schafft eine erfolgreiche Selektion bei diesem Merkmal Arbeitsbienen mit eingeschränkter Vitalität, die möglicherweise auf die Parasitierung noch stärker reagieren. Nach den vorgelegten Ergebnissen erscheint die Berücksichtigung des Merkmals
„Verkürzung der Entwicklungszeit“ bei der Varroaresistenzzüchtung wenig Erfolg versprechend.
Keywords/Stichworte:Honigbiene, Varroaresistenz, Entwicklungszeit, Varroa destructor
Die ektoparasitische Milbe Varroa destructor bedroht weltweit die Honigbienenbestände. Die Reproduktion der Milbe erfolgt ausschließlich innerhalb der verdeckelten Brut des Wirtes. Innerhalb dieser etwa 12 Tage dauernden Brutphase müssen sich aus den im Abstand von 30 Stunden abgelegten Eiern des Parasiten adulte Nachkommen entwickeln. Nachkommen, die ihre Entwicklung bis zum Schlupf der Biene nicht abgeschlossen haben, überleben nicht. Honigbienen mit einer kürzeren Entwicklungszeit sollten den Reproduktionserfolg der Varroa-Weibchen senken, so dass eine Selektion in Richtung kürzerer Entwicklungszeit (innerhalb der verdeckelten Brutphase) vorgeschlagen wurde. In dieser Untersuchung wurde überprüft, ob nicht durch die Varroaparasitierung – neben den deutlich sichtbaren Schäden der Bienen – dann auch die Entwicklungszeit der befallenen Brut verlängert wird. Um dies zu untersuchen, wurden der Zeitpunkt der Verdecklung der Brutzellen mit zwei Methoden (Schlupfkäfige mit Infrarotschranken bzw. Videobeobachtungen) und des Schlupfes der entweder parasitierten oder nicht parasitierten Brut erfasst. In die Brutzellen eingedrungene Varroamilben ohne Reproduktion oder mit geringer scheinen die Entwicklungszeit der Bienen nicht zu beeinflussen. Eine höhere Reproduktion der Milbe und/oder Mehrfachparasitierung führt zu einer signifikanten Verlängerung der Entwicklungszeit, sehr oft aber auch zu Bienen, die sich nicht selbstständig aus den Zellen befreien können. Diese Zellen werden dann von den im Brutnest befindlichen Bienen von außen – mit einem Zeitverzug von fast 24 Stunden gegenüber der normalen Entwicklungszeit – geöffnet. Eine Selektion auf eine kürzere Entwicklungszeit wird damit durch die Auswirkung der Parasitierung selbst mehr als aufgehoben. Darüber hinaus schafft eine erfolgreiche Selektion bei diesem Merkmal Arbeitsbienen mit eingeschränkter Vitalität, die möglicherweise auf die Parasitierung noch stärker reagieren. Nach den vorgelegten Ergebnissen erscheint die Berücksichtigung des Merkmals
„Verkürzung der Entwicklungszeit“ bei der Varroaresistenzzüchtung wenig Erfolg versprechend.