Züchtungskunde, 78, (2) S. 90 – 101, 2006, ISSN 0044-5401
Beziehung zwischen dem somatischen Zellgehalt und dem Erstbesamungserfolg in Milchviehherden Ostfrieslands, analysiert mit logistischen Modellen
S. König, G. Hübner, R. Sharifi, E. Bohlsen, J. Detterer, H. Simianer und W. Holtz
Zusammenfassung:
Am Datenmaterial von 77800 ostfriesischen Herdbuchkühen wurde mittels logistischer Modelle der Einfluss der Zellzahl und der Proteinmenge verschiedener Testtage auf den Erstbesamungserfolg untersucht. Dabei wurden die Zellzahlergebnisse des letzten Probegemelks vor der Erstbesamung, des ersten Probegemelks nach der Erstbesamung und der geometrische Mittelwert der gesamten Laktation betrachtet. Die Zellzahlergebnisse wurden in drei fixe Effektklassen eingeteilt, während die Merkmale Eiweiß-kg und die Rastzeit als Kovariablen im statistischen Modell berücksichtigt wurden. Der Klasse der eindeutig euterkranken Kühe mit einem somatischen Zellgehalt über 400 000 mussten in den einzelnen Modellvarianten etwa 10 % aller Kühe zugeordnet werden. Insbesondere chronisch erkrankte Kühe mit hohen Zellzahlergebnissen über den gesamten Laktationsverlauf und Kühe mit überhöhten Zellzahlen (> 400 000) im ersten Probegemelk direkt nach der Erstbesamung hatten eine um gut 4% schlechtere Trächtigkeitsrate verglichen mit Kühen, deren somatische Zellzahl unter 150 000 lag. Somit konnte in der vorliegenden Studie ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Eutergesundheit und Fruchtbarkeitserfolg nachgewiesen werden. Der somatische Zellgehalt gewinnt daher als Selektionskriterium im Sinne einer nachhaltigen ökonomisch effizienten Milchproduktion an Bedeutung. Nicht nur im Rahmen der Bullenmütterselektion, sondern auch innerbetrieblich sollte der seit kurzer Zeit verfügbare Kuh-RZS für züchterische Zwecke genutzt werden. Hohe Milcheiweißmengen zum Zeitpunkt der Besamung führten zu einem schlechteren Erstbesamungserfolg. Als Konsequenz wäre zu erwägen, Hochleistungskühen eine längere Rastzeit zuzugestehen, um eine Besamung in der Phase des höchsten Energiedefizits zu vermeiden. Noch in der Wachstumsphase befindliche Färsen sind dem metabolischen Stress zu Lakationsbeginn am wenigsten gewachsen. Bei diesen lag der Erfolg einer Erstbesamung unter dem älterer Kühe. Die Studie hat gezeigt, dass aus den Ergebnissen der Milchkontrolle, insbesondere der zur somatischen Zellzahl, Hinweise auf den Fruchtbarkeitssstatus von Einzeltieren zu erhalten sind. Die genauen physiologischen Zusammenhänge zwischen Mastitis und Fruchtbarkeit sollten im Verlauf weiterer Studien analysiert werden.
Keywords/Stichworte:Milchrind, Somatische Zellzahl, Erstbesamungserfolg, logistische Modelle
Am Datenmaterial von 77800 ostfriesischen Herdbuchkühen wurde mittels logistischer Modelle der Einfluss der Zellzahl und der Proteinmenge verschiedener Testtage auf den Erstbesamungserfolg untersucht. Dabei wurden die Zellzahlergebnisse des letzten Probegemelks vor der Erstbesamung, des ersten Probegemelks nach der Erstbesamung und der geometrische Mittelwert der gesamten Laktation betrachtet. Die Zellzahlergebnisse wurden in drei fixe Effektklassen eingeteilt, während die Merkmale Eiweiß-kg und die Rastzeit als Kovariablen im statistischen Modell berücksichtigt wurden. Der Klasse der eindeutig euterkranken Kühe mit einem somatischen Zellgehalt über 400 000 mussten in den einzelnen Modellvarianten etwa 10 % aller Kühe zugeordnet werden. Insbesondere chronisch erkrankte Kühe mit hohen Zellzahlergebnissen über den gesamten Laktationsverlauf und Kühe mit überhöhten Zellzahlen (> 400 000) im ersten Probegemelk direkt nach der Erstbesamung hatten eine um gut 4% schlechtere Trächtigkeitsrate verglichen mit Kühen, deren somatische Zellzahl unter 150 000 lag. Somit konnte in der vorliegenden Studie ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Eutergesundheit und Fruchtbarkeitserfolg nachgewiesen werden. Der somatische Zellgehalt gewinnt daher als Selektionskriterium im Sinne einer nachhaltigen ökonomisch effizienten Milchproduktion an Bedeutung. Nicht nur im Rahmen der Bullenmütterselektion, sondern auch innerbetrieblich sollte der seit kurzer Zeit verfügbare Kuh-RZS für züchterische Zwecke genutzt werden. Hohe Milcheiweißmengen zum Zeitpunkt der Besamung führten zu einem schlechteren Erstbesamungserfolg. Als Konsequenz wäre zu erwägen, Hochleistungskühen eine längere Rastzeit zuzugestehen, um eine Besamung in der Phase des höchsten Energiedefizits zu vermeiden. Noch in der Wachstumsphase befindliche Färsen sind dem metabolischen Stress zu Lakationsbeginn am wenigsten gewachsen. Bei diesen lag der Erfolg einer Erstbesamung unter dem älterer Kühe. Die Studie hat gezeigt, dass aus den Ergebnissen der Milchkontrolle, insbesondere der zur somatischen Zellzahl, Hinweise auf den Fruchtbarkeitssstatus von Einzeltieren zu erhalten sind. Die genauen physiologischen Zusammenhänge zwischen Mastitis und Fruchtbarkeit sollten im Verlauf weiterer Studien analysiert werden.