Züchtungskunde, 76, (6) S. 432–448, 2004, ISSN 0044-5401
Beiträge der Tierernährung zur Nährstoffökonomie bei der Milcherzeugung mit gesunden Kühen
G. FLACHOWSKY
Zusammenfassung:
Bei weiter ansteigender Erdbevölkerung und zunehmender Nachfrage nach Lebensmitteln tierischer Herkunft werden nährstoffökonomische Betrachtungen zur Erzeugung derartiger Lebensmittel immer bedeutsamer. Dabei sollte zukünftig nicht nur die direkte Umwandlung beim Tier analysiert werden, sondern die gesamte Erzeugungskette (Boden- Pflanze-Futtermittel-Tier-Lebensmittel) ist in derartige Life Cycle Studien bzw. Ökobilanzen einzubeziehen. Im Vergleich zu anderen Formen der Erzeugung von essbarem Protein stellt die Milchproduktion bei vergleichbarem Leistungsniveau ein sehr effizientes Verfahren dar. Mit zunehmender Leistungshöhe nimmt der Aufwand zur Erzeugung von einem Liter Milch bzw. einem Kilogramm essbaren Protein ab bzw. das Milcherzeugungspotential je Hektar Anbaufläche zu, wobei der Effekt bei höheren Leistungen relativ geringer wird. Ungünstige Einflussfaktoren (z. B. geringe Nutzungsdauer, hohe Erkrankungsrate) haben einen negativen Effekt auf den Aufwand bzw. die Effizienz bei der Erzeugung von Lebensmitteln tierischer Herkunft. Entsprechend dem Energie- und Nährstoffaufwand verhalten sich auch die Ausscheidungen (z. B. N, P, CH4) je kg Milch bzw. je kg Protein, die auf das Produkt bezogen bei höheren Leistungen geringer werden. Aus der Sicht der Tierernährung ist eine hohe Futter- bzw. Energieaufnahme der Milchkühe die wesentlichste Voraussetzung für hohe Milchleistungen mit gesunden Kühen. Durch die Anreicherung mit bestimmten Substanzen (z. B. CLA, Spurenelemente, fettlösliche Vitamine) wird versucht, die Milch zunehmend zum Designer Produkt zu machen. Effizienzbetrachtungen sollten darüber entscheiden, ob die Anreicherung der Milch mit entsprechenden Zusatzstoffen sinnvoll ist oder ob andere Applikationsformen für den Menschen zweckmäßiger sind.
Keywords/Stichworte:Tierernährung, Nährstoffökonomie, Milchkühe, Tiergesundheit, Spurennährstoffe,
Transfer
Bei weiter ansteigender Erdbevölkerung und zunehmender Nachfrage nach Lebensmitteln tierischer Herkunft werden nährstoffökonomische Betrachtungen zur Erzeugung derartiger Lebensmittel immer bedeutsamer. Dabei sollte zukünftig nicht nur die direkte Umwandlung beim Tier analysiert werden, sondern die gesamte Erzeugungskette (Boden- Pflanze-Futtermittel-Tier-Lebensmittel) ist in derartige Life Cycle Studien bzw. Ökobilanzen einzubeziehen. Im Vergleich zu anderen Formen der Erzeugung von essbarem Protein stellt die Milchproduktion bei vergleichbarem Leistungsniveau ein sehr effizientes Verfahren dar. Mit zunehmender Leistungshöhe nimmt der Aufwand zur Erzeugung von einem Liter Milch bzw. einem Kilogramm essbaren Protein ab bzw. das Milcherzeugungspotential je Hektar Anbaufläche zu, wobei der Effekt bei höheren Leistungen relativ geringer wird. Ungünstige Einflussfaktoren (z. B. geringe Nutzungsdauer, hohe Erkrankungsrate) haben einen negativen Effekt auf den Aufwand bzw. die Effizienz bei der Erzeugung von Lebensmitteln tierischer Herkunft. Entsprechend dem Energie- und Nährstoffaufwand verhalten sich auch die Ausscheidungen (z. B. N, P, CH4) je kg Milch bzw. je kg Protein, die auf das Produkt bezogen bei höheren Leistungen geringer werden. Aus der Sicht der Tierernährung ist eine hohe Futter- bzw. Energieaufnahme der Milchkühe die wesentlichste Voraussetzung für hohe Milchleistungen mit gesunden Kühen. Durch die Anreicherung mit bestimmten Substanzen (z. B. CLA, Spurenelemente, fettlösliche Vitamine) wird versucht, die Milch zunehmend zum Designer Produkt zu machen. Effizienzbetrachtungen sollten darüber entscheiden, ob die Anreicherung der Milch mit entsprechenden Zusatzstoffen sinnvoll ist oder ob andere Applikationsformen für den Menschen zweckmäßiger sind.