Züchtungskunde, 85, (1) S. 22-33, 2013, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Scientific Articles
Züchterische Strategien für Tier- und Klimaschutz:
Was ist möglich und was brauchen wir?
S. König1 ; Kerstin Brügemann1 ; E.C.G. Pimentel1 ; 1 Department of Animal Breeding, University of Kassel, Nordbahnhofstraße 1a, D-37213 Witzenhausen. E-Mail: sven.koenig@uni-kassel.de
Der vorliegende Beitrag fokussiert einleitend in einer theoretischen Betrachtung auf die Selektionswürdigkeit von Merkmalen. Mittels Selektionsindexkalkulationen konnte gezeigt werden, dass es mit zunehmender Anzahl an Merkmalen im Zuchtziel und antagonistischen Merkmalsbeziehungen schwierig wird, noch wesentlichen Zuchtfortschritt in einem Einzelmerkmal zu realisieren. Das gilt auch, wenn genomische Zuchtwerte als Informationsquellen genutzt werden. Milchkuh und Klima wurden in ihrer wechselseitigen Beziehung betrachtet. Aufgrund der hohen genetischen Korrelationen im gleichen Merkmal zwischen verschiedenen Temperatur-Luftfeuchte-Werten ist es allerdings nicht notwendig, „Hitzestress“ als Merkmal in die Zuchtwertschätzung zu integrieren. Methanemissionen können mit mobilen Laser-Methan Detektoren an großen Tierzahlen unter Praxisbedingungen erfasst werden. Eine moderate Erblichkeit für Methanemissionen ist gegeben, so dass ein züchterischer Beitrag zur Reduktion der Methanausscheidungen generiert werden kann. Voraussetzung für diesen züchterischen Beitrag ist aber, dass weltweite züchterische Aktivitäten erfolgen. Als wichtigster Beitrag zum Tierschutz wird die Tiergesundheit gesehen. Hier müssen, auf genomischer Selektion und Kuhlernstichproben basierende, direkte Selektionsstrategien ansetzen. Für eine nachhaltige Zucht auf Hornlosigkeit gilt es, Zuchtstrategien unter Einbeziehung der Reproduktionsbiotechnologien zu nutzen, um Hornlosigkeit und Zuchtfortschritt simultan realisieren zu können.
Milchrind; Klima; Tierschutz; Tiergesundheit; Zuchtstrategien
Breeding strategies for animal welfare and climate protection: What is possible and what is necessary?
The current manuscript focuses on several future challenges in animal breeding starting with theoretical aspects of selection criteria. Selection index calculations for conventional and genomic indices were used to assess genetic gain in a functional trait for a stepwise inclusion of additional traits into an overall breeding goal. Especially antagonistic relationships among traits hamper genetic gain in individual traits of interest. Relationships between dairy cow production and climate change were considered from an interactive perspective. High genetic correlations in same traits between different temperature × humidity indices disproved the necessity for including heat stress into official genetic evaluations. On-farm methane emission assessment is possible in a large scale due to mobile laser methane technique. Estimates of heritabilities were in a moderate range and consequently enable breeding strategies for reduced methane emissions. However, in order to achieve significant reductions in methane emissions, worldwide breeding activities including beef cattle, would be necessary. A major component of animal welfare is animal health. New and successful breeding strategies for improving dairy cattle health will focus on direct selection, and use genomic breeding values derived from cow calibration groups. For sustainable breeding of polled cattle without loss of genetic gain in production and functional traits, utilization of reproduction biotechnologies and genomic selection is imperative.
Dairy cattle; climate; animal protection; animal health; breeding strategies