In der Masthühnerhaltung findet der gesamte Brutprozess sowie der Schlupf in spezialisierten Brütereien statt. Die geschlüpften Küken werden anschließend zum Mastbetrieb transportiert und dort aufgezogen. Der Schlupf im Stall ist eine Alternative, bei dem der Transport der Bruteier üblicherweise am 18. Inkubationstag erfolgt und der Schlupf der Mastküken erst im Mastbetrieb stattfindet. Das Ziel der vorliegenden Feldstudie war es, das Trink- und Fressverhalten sowie die Vokalisation von konventionell in einer Brüterei geschlüpften Küken (HH) mit im Stall geschlüpften Küken (OH) innerhalb der ersten Masttage zu vergleichen. Dazu wurden videogestützte Verhaltensanalysen durchgeführt sowie einzelne Rufe, basierend auf kontinuierlichen Audioaufnahmen und Geräuschpegelmessungen, erfasst und ausgewertet. Gezeigt wurde, dass beide Schlupfformen erst Futter zu sich nahmen (p < 0,001) und anschließend die Wasseraufnahme statt fand (p = 0,02), wobei die OH-Küken alle Verhaltensweisen früher ausführten. Die Fokustierbeobachtung der OH-Küken zeigte, dass diese nach dem Schlupf im Mittel nach 9:42:10 h (SD: 10:15:17 h) erstmalig Futter aufnahmen und im Mittel 16:04:40 h (SD: 13:01:19 h) nach dem Schlupf an den Nippeltränken tranken. Die HH-Küken nahmen 27:58:20 h (SD: 00:05:06 h) nach dem Schlupf erstmalig Futter auf und tranken im Mittel 29:37:30 h (SD: 03:53:47 h) nach dem Schlupf an den Nippeltränken. Zudem zeigten die HH-Küken, mit einer Differenz von 4,6 dB zu den OH-Küken, einen höheren Geräuschpegel (p < 0,001) und eine höhere Maximalfrequenz der Rufe (p = 0,015), welche im Mittel um 61,8 Hz höher war als bei den OH-Küken. Hinsichtlich der Dauer unterschieden sich die Rufe der Küken beider Schlupfformen im Mittel nicht signifikant. Basierend auf der Zeitspanne bis zur ersten Futter- und Wasseraufnahme und der daraus resultierenden Dauer des Futter- und Wasserentzuges nach dem Schlupf sowie der Vokalisation der einbezogenen Masthühner lässt sich darauf schließen, dass der Schlupf im Stall in der ersten Lebensphase das Wohlbefinden fördert und potenziell das Stressniveau reduzieren kann.
Von:  Luisa Hofmann1
; Anna Schwarz1
; Sabine Christa Margarete Vossler1
; Lea-Malin Ahrens1
; Nicole Kemper1
; Marina Scheumann2
; Birgit Spindler1
; 1 Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover
; 2 Institut für Zoologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bünteweg 17, 30559 Hannover
; E-Mail: luisa.hofmann@tiho-hannover.de, nicole.kemper@tiho-hannover.de