Züchtungskunde, 85, (2) S. 96-109, 2013, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Scientific Articles
Untersuchungen zum Jodhaushalt von Rindern
unter dem Einfluss unterschiedlicher Fütterungs-
und Haltungsbedingungen
S. Witzmann1 ; C. Visscher1 ; M. Höltershinken2 ; J. Senkpiel2 ; F. Schöne3 ; M. Leiterer3 ; P. Rust1 ; Saara J. Sander1 ; J. Kamphues1 ; 1 Institut für Tierernährung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover; E-Mail: josef.kamphues@tiho-hannover.de ; 2 Klinik für Rinder, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bischofsholer Damm 15, 30173 Hannover ; 3 Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL), Naumburger Straße 98, 07743 Jena
Die Beurteilung des Jodstatus eines Rinderbestandes ist unsicher – teilweise bedingt durch die Vielfalt der Fütterungs- und Haltungsbedingungen in der Praxis. Der Einfluss einer Aufnahme von Salz- bzw. Brackwasser, der Höhe der Jodergänzung über Mineralfutter bzw. Seealgenmehl sowie von Jodantagonisten (Glucosinolate aus Rapsfuttermitteln) auf den Jodhaushalt von Rindern (Jodgehalte im Serum, Harn und Kot) war zu charakterisieren, um daraus Schlüsse für die Diagnostik ziehen zu können. Die Datenerhebung erfolgte in neun Bilanzversuchen mit drei Jungbullen der Rasse HF sowie in einer Feldstudie mit insgesamt 30 Färsen und 13 Kühen bei unterschiedlicher Jodaufnahme. Insgesamt zeigte sich eine hohe Abhängigkeit des Jodgehaltes im Serum von der oralen Jodaufnahme. Bei hoher Jodaufnahme kam es zu einem sehr schnellen und hohen Anstieg, während es bei Verzicht auf einen Jodzusatz länger dauerte, bis die Jodgehalte im Serum unter das Referenzniveau fielen. Nach Aufnahme hoher Salzmengen mit dem Tränkwasser kam es zu einer erheblichen Steigerung der renalen Jodauscheidung und signifikant reduzierten Jodgehalten im Serum. Bei ausreichender Jodversorgung (hier > 3-facher Bedarf) konnte der forcierte renale Verlust allerdings durch Reduktion der fäkalen Jodausscheidung ausgeglichen werden. Der Einsatz von Rapsprodukten mit den heute üblichen niedrigen Glucosinolatgehalten hatte, wenn überhaupt, nur einen geringen Einfluss auf den Jodgehalt im Serum und Harn der untersuchten Tiere. Für die Praxis sind unter Beachtung der o.g. Faktoren sowohl Serum als auch Harn gleichermaßen geeignet, um die Jodversorgung eines Rinderbestandes zu beurteilen.
Rind; Jod; Brackwasser; Seealgenmehl; Jodhaushalt; Diagnostik
Studies on the Iodine status of cattle in relation to a high variability of
feeding and housing under practical conditions
The still existing uncertainties in assessing the iodine status of cattle, partly due to the high variability of feeding and housing under practical conditions, gave the onset to characterize potential effects of various factors (intake of saltwater or brackish water, level of iodine supply [use of mineral feed or algae powder], feeding rapeseed meal) on the iodine balance of bulls, heifers and dairy cows (iodine levels in serum, urine and faeces; iodine homoeostasis) and to draw conclusions for diagnostics.
The data collection was based on nine balance trials with growing bulls of the Holstein-Friesian breed and in a field study with heifers and dairy cows.
Overall there was a strong correlation between the iodine level in serum and the oral iodine intake. The intake of high amounts of salt via drinking water led to increased renal iodine excretion and a significant reduction of the iodine level in serum. When iodine supply was sufficient (here the threefold need) the increased renal losses could be compensated by reducing the faecal iodine output. Feeding rapeseed meal with common, low contents of glucosinolates had only slight influences on the iodine level in serum of the investigated animals.
Under practical aspects, regarding the above mentioned factors, serum as well as urine is suitable to assess the iodine status of cattle herds.
Cattle; iodine; brackish water; algae powder; iodine balance; diagnostics