Züchtungskunde, 85, (1) S. 34-39, 2013, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Scientific Articles
Tierschutz in der Nutztierhaltung – wo liegen Chancen und Grenzen?
L. Schrader1 ; 1 Institut für Tierschutz und Tierhaltung, Friedrich-Loeffler-Institut, Dörnbergstrasse 25/27, 29223 Celle, E-Mail: lars.schrader@fli.bund.de
Es existiert eine große Diskrepanz zwischen den Vorstellungen der Öffentlichkeit und der Realität der Haltung von Nutztieren, die zu einem zunehmenden Akzeptanzverlust von Haltungsverfahren führt. In der EU werden die größten Probleme von der Öffentlichkeit in der Haltung von Legehennen, Masthühnern, Schweinen und Mastbullen gesehen. Einige der aktuellen Probleme werden beispielhaft dargestellt, insbesondere wird auf das Federpicken und Schnabelkupieren bei Legehennen, die Lauffähigkeit und die Fußballengesundheit bei Mastputen, Verletzungen und Verhaltenseinschränkungen bei Mastbullen sowie die Kastration und die zunehmend größer werdenden Würfe bei Schweinen eingegangen. In vielen Bereichen bestehen bereits heute Lösungsmöglichkeiten, mit denen sich diese Probleme reduzieren lassen. Allerdings sind sie in den meisten Fällen mit einer Erhöhung der Produktionskosten verbunden. Eine Kompensation dieser Kosten könnte durch ein freiwilliges Tierschutzlabel erreicht werden. Dieses sollte neben Anforderungen an die Haltung und das Management auch tierbezogene Indikatoren berücksichtigen, um Transparenz und Glaubwürdigkeit sicherstellen zu können. Aber auch unabhängig von einem Tierschutzlabel sollten die Haltungsverfahren für Nutztiere interdisziplinär weiter entwickelt werden.
Tierschutz; Nutztiere; Tierschutzlabel
Farm animal welfare – possibilities and restrictions
There is a large mismatch between the public expectations and the practice of farm animal housing resulting in increasing loss of acceptance of production systems. Within the EU the public concerns mainly refer to the housing of laying hens, broiler chicken, pigs and fattening bulls. Some examples of current problems are addressed, in particular feather pecking and beak trimming in laying hens, walking ability and foot pad lesions in fattening turkeys, lesions and behavioural restrictions in fattening bulls, castration and increasing litter sizes in pigs. In most cases there are already possibilities to reduce these problems. However, most often this will increase production costs. Compensation of costs may be obtained by a voluntary animal welfare label. Such a label should include requirements for housing and management, but also animal based indicators in order to ensure transparency and credibility. But irrespective from a welfare label housing systems for farm animals have to be further improved following interdisciplinary approaches.