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Züchtungskunde, 85, (4) S. 305-323, 2013, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

Scientific Articles

Tiergesundheit auf betrieblicher Ebene
1. Mitteilung: Milchzellzahlen auf bayerischen Milchviehbetrieben

C. Härle1 ; A. Sundrum2 ; 1 TU-München-Weihenstephan, Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Landbaues; Gutshof 3, 85586 Poing; bc. E-Mail; bc.haerle@gmx.net ; 2 Universität Kassel, Fachgebiet Tierernährung und Tiergesundheit; Nordbahnhofstraße 1a, 37213 Witzenhausen; E-Mail: sundrum@uni-kassel.de

Milchinhaltsstoffe gehören zu den wenigen Produktionsdaten, die auf den meisten Milchviehbetrieben regelmäßig erhoben werden und den Landwirten wertvolle einzeltier- und bestandsbezogene Informationen für das Herdenmanagement bereitstellen. Anhand von Daten des bayerischen Landeskontrollverbandes wurde der Frage nach​gegangen, wie es um den Eutergesundheitsstatus auf bayerischen Milchviehbetrieben bestellt ist und welcher Informationsgehalt den Milchzellzahlen beizumessen ist.

Insgesamt standen im Jahr 2004 Daten von 185 Betrieben, 2005 von 320 Betrieben und 2006 von 499 Betrieben zur Verfügung. Von 83 Milchviehbetrieben lagen tier- und bestandsbezogene Milchzellzahlen über drei Jahre vor. Herdengröße und Leistungsniveau der Untersuchungsbetriebe übertrafen im Mittel den bayerischen Landesdurchschnitt.

Auf Einzelkuhebene lagen die Milchzellzahlen im Durchschnitt von drei Jahren bei 168 Tsd. Zellen je ml und streuten beträchtlich innerhalb und zwischen den Betrieben.

Im Laktationsverlauf wurden die niedrigsten Zellzahlen im zweiten Laktationsmonat ermittelt. Mit abnehmender Milchleistung stieg der Milchzellgehalt kontinuierlich an. Allerdings konnten durch die Milchleistungen nur ca. 15% der Variationen der Zell​gehalte je ml Milch erklärt werden.

Die erstlaktierenden Kühe wiesen erwartungsgemäß den geringsten Milchzellgehalt auf. Ein an sich unerwünscht hoher Anteil an Jungkühen trug maßgeblich dazu bei, dass die durchschnittlichen Milchzellgehalte in der Tankmilch deutlich nach unten nivelliert wurden.

Die Aufschlüsselung der Daten anhand von Milchzellzahlklassen und der Vergleich mit Referenzgrößen ergaben, dass der Eutergesundheitsstatus auf vielen Milchviehbetrieben unzureichend war bzw. erhebliche Optimierungspotenziale aufwies. Während über die Hälfte der Kühe den Schwellenwert von unter 100 Tsd. Zellen je ml Milch unterschritt, überstiegen im Mittel 11,6% der Kühe je Betrieb die Zellzahl von 400 Tsd. Zellen je ml bei einer Variation von 1–34,5% des Anteiles der Kühe in dieser Klasse. Gleichwohl warten die bayrischen Milchviehbetriebe auf überbetrieblicher Ebene in Relation zu anderen Bundesländern und zu anderen milchexportierenden Nationen mit vergleichsweise niedrigen Milchzellzahlen auf.

Stagnierende Durchschnittswerte legen den Schluss nahe, dass die aus den Milchzellzahlen abzuleitenden Informationen nicht hinreichend für eine Verbesserung des Eutergesundheitsstatus genutzt werden. Der Informationsgehalt könnte deutlich gesteigert werden, wenn eine kontinuierliche Erfassung der Milchzellzahlen auf Viertelgemelks​ebene erfolgen würde. Allerdings sind die damit verbundenen Mehraufwendungen nur dann zu rechtfertigen, wenn gleichzeitig sanktionsbehaftete und unmittelbar mit der Eutergesundheit in Verbindung stehende Grenzwerte für Milchzellzahlen eingeführt werden.

Eutergesundheit; Milchzellzahl; Milchqualität; Aussagegehalt


Animal Health on a Farm Level
1. Communication: Milk cell counts on Bavarian Dairy Farms

Milk contents belong to the few production data which are regularly compiled on most dairy farms and which provide valuable information for farmers on individual animals and stock in general for herd management. On the basis of data from the Bavarian State Control Association an inquiry was made into what the udder health status on Bavarian dairy farms is and how much information can milk cell counts be attributed to this.

Data were available from a total of 185 farms in 2004, 320 farms in 2005 and from 499 farms in 2006. Enclosed were data from 83 dairy farms for a period of three years. Herd size and capacity level of the farms in the survey on average exceeded the Bavarian average.

On single cow level the milk cell counts were on average of three years at 168 tsd. cells/ml and diversified considerably within and between the farms. During lactation, the lowest cell counts were identified in the second month of lactation. On declining milk yield the milk cell count increased continually. However, only approx. 15% of the variations of cell content per ml milk could be explained by the milk yields.

The heifers showed as expected the smallest milk cell count. An in itself unwanted high percentage of heifers contributed considerably to the fact that the average milk cell contents in the bulk tank milk were clearly leveled downwards.

The breakdown of the data according to the milk cell count classification and the comparison with references showed that the udder health status on many dairy farms was insufficient or showed considerable potential for optimisation. Whilst over half of the cows fell short of the threshold of under 100 tsd. cells/ml milk, 11.6% of the cows per farm exceeded on average the cell count of 400 tsd. cells on a variation of 1–34.5% of the percentage of the cows in this class. Nevertheless, the Bavarian dairy farms in com​parison come up with low milk cell counts on corporate level in relation to other Federal states and to other milk-exporting nations.

Stagnating average values indicate that the information from the milk cell counts is not used adequately for an improvement of udder health. The meaningfulness of the data could be markedly increased if the analysis would be extended to milk samples from the quarter level. However, increased expenditures connected with this can only be justified if at the same time sanctioned limits for milk cell counts, directly connected to udder health, are implemented.

Udder health; somatic cell count; milk quality; meaningfulness


Impact Factor (SCI) 2023: 0.3

 5-Jahres-Impact-Factor (SCI) 2023: 0.2

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