Züchtungskunde, 85, (1) S. 40-53, 2013, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Scientific Articles
Strategien für eine nachhaltige Tierernährung
W. Windisch1 ; Carmen Fahn1 ; D. Brugger1 ; M. Deml1 ; M. Buffler1 ; 1 Lehrstuhl für Tierernährung der Technischen Universität München, Liesel-Beckmann-Straße 6, 85354 Freising-Weihenstephan, E-Mail: wilhelm.windisch@wzw.tum.de
Die Tierernährung hat die enorme Zunahme der Erzeugung von Lebensmitteln tierischer Herkunft im Laufe des vergangenen Jahrhunderts hauptsächlich durch einen stetig wachsenden Einsatz qualitativ hochwertiger Futtermittel erzielt, die im Prinzip auch als menschliche Lebensmittel geeignet wären. Davon profitierte in steigendem Ausmaß die Erzeugung von Rindfleisch, Schweinefleisch, Kuhmilch, Eiern und insbesondere von Hühnerfleisch. In dieser Reihenfolge nimmt auch die Transformationseffizienz vom Futtermittel in tierische Produkte stark zu und spiegelbildlich die umweltrelevanten Ausscheidungen der Tiere ab. In den kommenden Jahrzehnten wird jedoch nochmals eine Verdopplung der globalen Nachfrage nach Lebensmitteln tierischer Herkunft erwartet. Gleichzeitig werden hochwertige Futtermittel in Konkurrenz zur direkten Verwendung als Lebensmittel sowie als industrielle Rohstoffe geraten. Dies wird die Tierernährung zum stärkeren Einsatz von nicht-essbarer Biomasse zwingen, was einen Verlust an Transformationseffizienz und Produktivität bzw. eine Steigerung umweltrelevanter Emissionen aus der Tierhaltung zur Folge hätte. Aus diesem Grund müssen besondere Anstrengungen unternommen werden, um die Futterqualität der nicht-essbaren agrarischen Biomasse zu optimieren, etwa durch geeignete Ernte-, Konservierungs- und technische Aufbereitungsverfahren sowie durch Futterzusatzstoffe, die die Funktionalität des Verdauungstrakts der Tiere unterstützen und erweitern. Eine zusätzliche Aufgabe ist die Bearbeitung von agrarischer Biomasse, deren Verfütterung wegen unerwünschter Inhaltsstoffe bislang nicht möglich war. Hier ist die (züchterische) Elimination von Toxinen gefragt (z.B. aus eiweißreichen Rückständen der Ölgewinnung), aber auch die Aufreinigung wertvoller Inhaltsstoffe durch technologische Verfahren (z.B. Extraktion von Protein aus Rückständen der grünen (Bio)Technologie). Schließlich müssen die verfügbaren Futtermittel in den Produktionsrichtungen mit der jeweils höchstmöglichen Transformationseffizienz eingesetzt werden. Insgesamt werden von der Tierernährung dringend innovative Ansätze zur Milderung der gravierenden Zielkonflikte bei der Bereitstellung von Lebensmitteln tierischer Herkunft erwartet.
Nachhaltig; Tierproduktion; Ernährung; Futter; Fleisch; Milch
Strategies for sustainable animal nutrition
The enormous increase in the production of foods of animal origin in the past century was mainly achieved through an ever-increasing use of high quality feed, which would be suitable in principle as human food. This benefited the production of beef, pork, milk, eggs and chicken in particular. The efficiency of transforming feed into animal products significantly increases in this order and correspondingly, environmentally relevant excretions decline. However, within the next decades a doubling of the global demand for foods of animal origin is expected. At the same time, high quality feed will compete with its direct use as food as well as industrial raw material. As a result, animal nutrition will be forced to use inedible-biomass to a much higher extent, leading to losses in transformation efficiency and productivity as well as an increase of environmentally relevant emissions from animal production. For this reason, special efforts must be made to optimize the feed-quality of inedible-biomass, for example by suitable harvesting-, conservation- and processing techniques as well as feed additives, which support and extend the functionality of the digestive system of livestock. Another task is the processing of agricultural biomass, which was previously not useable as feed because of undesirable ingredients. This has to be done by the removal of toxins (e.g. in protein-rich residues from plant oil recovery) through breeding programs, but also by purification of valuable ingredients through technical processing (e.g. extraction of protein from residues of green (bio) technologies). Finally, the available feed resources have to be used in the animal production systems with the highest transformation efficiencies. In summary, animal nutrition research must urgently find innovative approaches to mitigate the serious conflicts in the provision of foods of animal origin.
Sustainable; animal production; nutrition; feed; meat; milk