Züchtungskunde, 88, (6) S. 445-455, 2016, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Scientific Articles
Nicht-kurative Eingriffe bei Schafen und Ziegen
S. v. Korn1 ; 1 Institut für Angewandte Agrarforschung (IAAF), Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Stanislaus.korn@hfwu.de
Im Zuge der Diskussion um Tierschutz und Tierwohl werden die nicht-kurativen Eingriffe auch bei Schafen und Ziegen zunehmend thematisiert. Dazu zählen das Enthornen, die Kastration, das Kupieren der Schwänze beim Schaf sowie die Kennzeichnungsmethoden.
Gemäß § 5 und 6 Tierschutzgesetzes sind nicht-kurativen Eingriffe verboten. Jedoch gibt es bei Schafen und Ziegen Ausnahmen für die Durchführung der Kastration, das Schwanzkupieren und die Kennzeichnung. Im Fall einer tierärztlichen Indikation kann im Einzelfall auch die Enthornung bzw. das Entfernen bzw. Zerstören der Hornanlage beim Ziegenlamm zugelassen werden. Zur artgerechten Haltung von gehörnten oder gemischten Ziegenherden müssen diverse Haltungs- und Managementmaßnahmen vorgenommen werden, um die gegenseitigen Verletzungen durch Hornstoßen in Grenzen halten zu können. Die Zucht auf Hornlosigkeit ist aufgrund des Polledness-Intersexualitäts-Syndrom (PIS) schwierig.
Das betäubungslose Kastrieren von männlichen Schaf- und Ziegenlämmern ist bis zu einem Alter von unter 4 Wochen tierschutzrechtlich erlaubt. Dabei kommt vorwiegend die unblutige Methode mit der Burdizzozange zur Anwendung. Wenn Bocklämmer vor der Geschlechtsreife von weiblichen Schafen abgesondert werden (Frühabsetzen und getrenntgeschlechtlicher Mast) kann unter Mehraufwand die Kastration umgangen werden.
Das betäubungslose Kupieren der Schwänze beim Schaflamm ist bei unter 8 Tage alten Lämmern zulässig. Damit kann eine größere Deck- und Ablammhygiene gewährleistet und das Risiko des Fliegenmadenfalls im verschmutzten bewollten Schwanz vermieden werden.
Kennzeichnungsmaßnahmen wie Ohrmarken, Tätowierungen oder Injektate dürfen ohne Schmerzausschaltung durchgeführt werden. Das Kerben von Ohren ist verboten.
Die Novellierung des Tierschutzgesetzes sieht vor, zukünftig keine Ausnahmen für die Durchführung nicht-kurativer Eingriffe mehr zuzulassen.
Ziegen; Schafe; Tierschutz; nicht-kurative Eingriffe; Zucht; Haltung
Non-curative interventions in sheep and goats
In the course of the discussion about animal welfare non-curative procedures also in sheep and goats are increasingly discussed. These include dehorning, castration, tail docking in sheep and identification methods. In accordance with § 5 and 6 animal protection law non-curative procedures are prohibited. However, there are exceptions in sheep and goats for the implementation of castration, docking tails and identification methods. In the case of veterinary indication the dehorning including the removing or destroying of the horn-system in particular cases may be allowed also at goat lamb.
Regarding welfare of horned or mixed goat herds various housing and management measures need to be made in order to reduce mutual injuries by horn shock. The breeding of polled goats is difficult due to the Polledness-Intersex-Syndrome (PIS).
The without anesthesia castration of male lambs is up to an age of less than four weeks allowed according to animal protection law. It mainly takes the bloodless method with the Burdizzo tongs. If ram lambs are separated of female sheep before reaching sexual maturity (early weaning, single-sex mast) castration can be circumvented.
The docking of tails without anesthesia in sheep lamb is permitted at below 8-day-old lambs. This allows a better hygiene at mating and lambing and the risk of maggot nesting (Myiasis) in polluted tails will be avoided.
Methods for identification (ear tags, tattoos, etc.) may be carried out without anesthesia. The notching of the ears is prohibited.
The amendment of the animal protection law will likely not allow exceptions for the implementation of non-curative interventions in future.
goats; sheep; animal welfare; non-curative procedures; breeding; animal housing