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Züchtungskunde, 87, (1) S. 27-36, 2015, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

Scientific Articles

Die Nutzung der Genomischen Selektion in der Zuchtpraxis – Stand und Perspektiven

G. Thaller1 ; S. Rensing2 ; D. Segelke2 ; 1 Institut für Tierzucht und Tierhaltung, Christian-Albrechts-Universität Kiel, 24118 Kiel, Hermann-Rodewald-Straße 6; E-Mail: Georg.Thaller@tierzucht.uni-kiel.de ; 2 Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V. (vit), Heideweg 1, 27283 Verden; E-Mail: stefan.rensing@vit.de, dierck.segelke@vit.de

Die Genomische Selektion hat als hoch innovatives Zuchtverfahren in relativ kurzer Zeit Eingang in die Zuchtprogramme gefunden. Nach anfänglicher Reserviertheit steigt der Anteil von Besamungen mit genomischen Bullen stetig an, wobei deutliche regionale Unterschiede zu sehen sind. Die Überlegenheit genomischer Vererber ist in allen Merkmalen stark ausgeprägt, was im jeweils deutlich höheren Zuchtfortschritt zum Ausdruck kommt. Die aktuellen Weiterentwicklungen des Verfahrens lassen derzeit keine wesentliche Verbesserung in den Sicherheiten erwarten. Die genomische Information bietet aber darüber hinaus interessante züchterische Nutzanwendungen. So konnten mit detaillierten Auswertungen Chromosomenbereiche mit verschiedenen homozygot letalen Haplotypen identifiziert werden, die im homozygoten Zustand zum Absterben des Embryos führen. Die Anpaarung von Anlageträgern hat daher eine schlechtere Fruchtbarkeit zur Folge. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit sind genomoptimierte Anpaarungen, die es erlauben, für Bullenväter die Wahrscheinlichkeit besonders leistungsfähiger Söhne besser abzuschätzen. Die Typisierung von unselektierten Kühen wird in der Zukunft zur Aufrechterhaltung einer belastbaren Lernstichprobe notwendig sein. Damit könnten sich in Zukunft auch Produktionswerte ableiten lassen, welche das direkte Leistungsvermögen besser als Zuchtwerte widerspiegeln. In Kombination mit Biotechnologien wie dem Sexen von Sperma sind Szenarien denkbar, in denen zusätzlicher züchterischer und ökonomischer Nutzen durch innerbetriebliche Selektion erzielt werden kann.

Genomische Bullen; Weiterentwicklung genomischer Zuchtwert​schätzung; Haplotypinformation; chromosomale Zuchtwerte; innerbetriebliche Selektion


Utilization of genomic information: Status and perspectives in practical breeding

Genomic selection is a highly innovative tool that expanded rapidly in today’s dairy cattle breeding programmes. The proportion of inseminations with genomic proven bulls increased steadily but large regional differences can be observed. The superiority of such bulls is evident for all traits which is reflected in higher genetic progress. Despite further developments in methodology, significant improvements in reliability are not to be expected in the near future. However, genomic information opens a wide field for applications in breeding programmes. Genome wide screens for missing homozygosity identified chromosomal regions that harbour lethal haplotypes which cause mortality of embryos and therefore reduced fertility if carriers are mated. Genome-based matings could exploit Mendelian variation for increasing the probability of bull sires to produce superior sons. Genotyping of unselected cows will be inevitable in future to guarantee meaningful reference populations. This would also allow to estimate genotypic production values which better predict performance of cows compared to breeding values. By utilizing advances of biotechnology, within herd selection offers possibilities for additional genetic gain and economic benefit.

Genomic bulls; development of genomic breeding evaluation; missing haplotypes; chromosomal breeding values; within herd selection


Impact Factor (SCI) 2023: 0.3

 5-Jahres-Impact-Factor (SCI) 2023: 0.2

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