Züchtungskunde, 90, (3) S. 195-205, 2018, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Scientific Articles
Aufbau einer Zuchtwertschätzung bei Milchziegen
Pera Herold1 ; C. Mendel2 ; J.-G. Wenzler3 ; K.-U. Götz2 ; H. Hamann1 ; 1 Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg, Stuttgarter Straße 161, Kornwestheim, pera.herold@lgl.bwl.de ; 2 Institut für Tierzucht, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Prof.-Dürrwaechter-Platz 1, 85586 Poing ; 3 Landratsamt Ludwigsburg, Landwirtschaft (Tierzucht), Heinrich-Baumann-Str. 1 – 3, 70190 Stuttgart
In den letzten Jahren steigen durch die zunehmende Beliebtheit von Ziegenkäse und ¿milchprodukten der Umfang und die Bedeutung der landwirtschaftlichen Milchziegenhaltung. Eine Unterstützung der Milchziegenbetriebe durch konsequente Zuchtprogramme erscheint notwendig. Durch wenig entwickelte Züchtungsstrukturen scheiterte jedoch bisher der Aufbau einer Zuchtwertschätzung für Milchziegen. In der vorliegenden Studie wird ein regionaler, auf Süddeutschland begrenzter Ansatz verfolgt, um die strukturellen Hindernisse zu überwinden. Bayern und Baden-Württemberg wollen beim Zuchtprogramm enger zusammenarbeiten und verfolgen ein gemeinsames Zuchtziel: eine hohe Milchlebensleistung bei hohen Milchinhaltsstoffen und guter Robustheit der Ziegen. In die Zuchtwertschätzung gehen insgesamt 54.955 Laktationen von Bunten (BDE) und Weißen (WDE) Deutschen Edelziegen ein. Die Heritabilitäten von 0,33 für Milch-, 0,39 für Fett- und 0,35 für Eiweiß-kg sowie 0,48 für Fett- und 0,52 für Eiweiß-% liegen wie erwartet im mittleren bis hohen Bereich. Der genetische Trend für die Milchmenge ist bei den Herdbuchziegen leicht positiv, bei den Nicht-Herdbuchziegen leicht negativ (BDE) bis gleichbleibend (WDE). Für den Eiweißgehalt ist er sowohl für Herdbuch- als auch für Nicht-Herdbuchziegen leicht (WDE) bis deutlich (BDE) positiv. Die seit 2015 stärker ansteigenden Trends könnten darauf hinweisen, dass sowohl Herdbuch- als auch Nicht-Herdbuchziegen anhand von Zuchtwerten selektiert wurden. Die Zuchtwerte werden seit 2013 veröffentlicht. Der regionale Ansatz hat sich als Möglichkeit erwiesen, eine Zuchtwertschätzung für Milchziegen in Deutschland aufzubauen. Eine Ausweitung zu einer bundesweiten Zuchtwertschätzung ist jedoch wünschenswert.
Milchziegen; genetische Parameter; Milchleistungsmerkmale; Zuchtwertschätzung
Setting up a breeding value estimation for dairy goats in Germany
In Germany, the importance of goat cheese and goat-milk products raised continuously during the last years. Therewith increased the number of dairy goat farms and consistent breeding programs for dairy goat production are needed. Less developed breeding structures were a constraint for setting up breeding value estimation for dairy goats so far. In this study, a regional approach is applied to overcome the structural barriers. Bavaria and Baden-Wuerttemberg are planning to cooperate within their breeding programs. They agreed upon a joint breeding objective of high lifetime dairy performance with high milk ingredients and good robustness. For breeding value estimation a total of 54,955 lactations of German Fawn (BDE) and German White (WDE) goats are used. Heritabilities of 0.33 for milk-, 0.39 for fat- and 0.35 for protein-kg as well as 0.48 for fat- und 0.52 for protein-% are within the expected medium to high range. Genetic trend for milk-kg is slightly positive in herdbook animals and slightly negative (BDE) to constant (WDE) in non-herdbook animals. Genetic trends for protein-% are slightly (WDE) to clearly positive (BDE) for all goats. Genetic trends are increasing stronger since 2015 which could be an indicator for selection based on the breeding values. Breeding values are published since 2013. Overall, the regional approach is useful for setting up a breeding value estimation for dairy goats. Nevertheless, a nationwide expansion is still desirable.
Dairy goats; genetic parameters; dairy traits; breeding value estimation