In einem 2-faktoriellen Versuch mit 108 multiparen Milchkühen (41 Holstein Friesian-, 31 Braunvieh-, 36 Fleckviehkühe) wurden vom 21. - 105. Laktationstag die Einflüsse des Proteinversorgungsniveaus (XP) und der Proteinabbaubarkeit (UDP) auf Futteraufnahme, Pansen- und Blutparameter, Milchleistung, Milchinhaltsstoffe, Tiergesundheit und N-Ausscheidungen untersucht. Es wurden drei XP-Versorgungsniveaus (14, 16 und 18% XP in der Gesamtration (XP14, XP16, XP18) bei niedrigem, mittlerem und hohem UDP-Anteil im Kraftfutter (UDPn, UDPm, UDPh) geprüft. Das Grundfutter (Heu + Grassilage) wurde mit einer Energie- und mit einer von drei Proteinkraftfuttermischungen ergänzt. Das Proteinkraftfutter UDP20 setzte sich aus 66% Erbsen, 20% Rapskuchen und 14% Weizenkleie zusammen. UDP29 bestand aus 80% Sojaextraktionsschrot (48) und 20% Sonnenblumenextraktionsschrot und UDP43 aus jeweils 40% geschütztem (SoyPass®) und ungeschütztem Sojaextraktionsschrot (48) sowie 20% Sonnenblumenextraktionsschrot.
Der UDP-Anteil im Proteinkraftfutter (UDPn, UDPm, UDPh) hatte keinen Effekt auf die Futteraufnahme der Milchkühe. Bei einem Kraftfutteranteil von 44% am Gesamtfutter wurde im Mittel eine Gesamtfutteraufnahme von 22,1 kg T bzw. 168 - 170 g T/kg LM0,75 festgestellt. Im Gegensatz zur errechneten ruminalen N-Bilanz (+52, +32, +20 g N/Tag) wurde weder der Milch- noch der Blutharnstoffgehalt von der Kraftfutterzusammensetzung signifikant beeinflusst. Bei der Milchleistung (32,7, 33,9 bzw. 34,2 kg Milch; 32,7, 34,5 bzw. 34,2 kg ECM) und der Milcheiweißleistung (1.044 1.067 bzw. 1.053 g) fiel die Gruppe UDPn im Mittel aller Proteinversorgungsniveaus tendenziell gegen UDPm und UDPh ab. Die durchschnittlich geringere Leistung in UDPn kann auf die vergleichsweise geringere Milchleistung im hohen Proteinversorgungsniveau (18%) zurückgeführt werden.
Das Proteinversorgungsniveau beeinflusste die Futteraufnahme, die Milchleistung, den Milch- und Blutharnstoffgehalt und die N-Ausscheidungen der Kühe signifikant. Die Erhöhung der XP-Versorgung von 14 über 16 auf 18% führte zu einer Zunahme der Gesamtfutteraufnahme von 165 über 170 auf 172 g T/kg LM0,75 (21,3, 22,1 bzw. 22,9 kg T), wobei die Grundfutteraufnahme leicht und die Kraftfutteraufnahme signifikant anstiegen. Mit Ausnahme der Untergruppe UDPnXP18, welche in der Milchleistung abfiel, nahm die Milch- und Eiweißleistung in den anderen Versuchsgruppen mit steigender Proteinversorgung nahezu linear zu. Die ECM-Leistung stieg mit zunehmendem XP-Gehalt in der Ration in Gruppe UDPn von 31,9 (XP14) auf 33,5 kg (XP16), in UDPm von 31,5 (XP14) über 35,3 (XP16) auf 36,6 kg (XP18) und in UDPh von 32,2 (XP14) über 34,4 (XP16) auf 36,1 kg/Tag (XP18) an. In UDPn lag bei hoher XP-Versorgung die ECM-Leistung bei 32,7 kg. Ohne Berücksichtigung der Untergruppe UDPnXP18 stieg über den gesamten Versuchszeitraum die Eiweißleistung (kg/Tag, g/kg LM0,75) je 1% XP-Steigerung um etwa 2,5 - 3,5% (relativ zu Versorgungsniveau 14%) nahezu linear von 14 auf 18% XP-Gehalt in der Gesamtration an. Demgegenüber erhöhten sich mit steigender XP-Versorgung auch die N-Ausscheidungen von 323 über 398 auf 478 g/Tier und Tag und die N-Verwertung verschlechterte sich.