Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass der wilde Vorfahre des heutigen Hauspferdes, das Przewalski Pferd, eine Form von Hypometabolismus aufweist. Es wird vermutet, dass domestizierte Tiere diese Fähigkeit zur Reduzierung des Energieverbrauchs unter widrigen Umweltbedingungen verloren haben. Ziel der Studie war es deswegen, diese Anpassungsmechanismen bei einer domestizierten Pferderasse im Laufe eines Jahres zu untersuchen. Dafür wurden 10 weibliche Shetlandponys für 14 Monate unter semi-extensiven Bedingungen gehalten. Während des zweiten Winters wurden die Ponys in eine Kontrollgruppe und eine Versuchsgruppe aufgeteilt, deren Futtermenge von 100% auf 70% des Erhaltungsbedarfs herabgesetzt wurde.
Während des gesamten Versuches wurden zweiwöchentlich bzw. monatlich die Umgebungstemperatur (Ta), das Körpergewicht, die Körperkondition (Body Condition Score, BCS), der Ruhepuls, die lokomotorische Aktivität (LA), die subkutane Temperatur (Ts), die Rektaltemperatur und die Gesamtwasseraufnahme (GWA) je Tier ermittelt.
Die Shetlandponys passten sich durch Änderungen des Körpergewichts, des BCS, der LA, des Ruhepulses und der GWA an die jahreszeitlichen Schwankungen des Klimas und der Futterverfügbarkeit an. Die geringere lokomotorische Aktivität, Herzschlagfrequenz und Ts im Winter sind Hinweise auf eine niedrigere Stoffwechselaktivität. Die tagesperiodischen Rhythmen der LA sowie der Ts lassen zusätzlich auf eine diurnale Reduktion des Energieumsatzes schließen.
Die Futterrestriktion führte zu einer kontinuierlichen Abnahme des Körpergewichts, des BCS, des Ruhepulses, der Rektaltemperatur und der Ts, was auf einen geringeren Energieumsatz (Hypometabolismus) im Vergleich zur Kontrollgruppe hindeutet, um die fehlende Energieversorgung zu kompensieren.
Die Shetlandponys passten sich durch Modifikationen im Verhalten, in physiologischen Parametern und im Stoffwechsel erfolgreich an die sich verändernden Bedingungen im Klima und der Futterverfügbarkeit an. Es ist daher davon auszugehen, dass das Shetlandpony seine Anpassungsfähigkeit an jahreszeitliche Veränderungen der Umweltbedingungen, wie sie bei Wildtieren beobachtet werden, durch die Domestikation nicht verloren hat.