Zuchtziele in der Milchrinderzucht haben neben den Milchleistungsmerkmalen immer auch Verbesserungen in den funktionalen Merkmalen beinhaltet. Effektiv wurden bedeutende Zuchtfortschritte aber vor allem in der Milchleistung erzielt, da hierfür über die Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung gute Selektionskriterien zur Verfügung standen. Bis in die jüngere Vergangenheit wurden die Zuchtziele in den funktionalen Merkmalen vorwiegend nur indirekt über die Selektion auf Exterieurmerkmale verfolgt. Erst im Laufe der letzten Dekade wurden international Zuchtwertschätzungen für die wichtigsten funktionalen Merkmale eingeführt und direkt darauf selektiert, z.B. über entsprechende Gewichtungen im jeweiligen Gesamtzuchtwert. Dabei hatte Deutschland eine führende Rolle, und die Ergebnisse sind z.B. in Form eines steigenden Trends für die Nutzungsdauer bereits sichtbar. Für erst in jüngster Vergangenheit in der Zuchtwertschätzung und den Gesamtzuchtwerten international eingeführte Merkmale wie Töchterfruchtbarkeit sind entsprechende Zuchtfortschritte in den nächsten Jahren zu erwarten. Durch die Internationalisierung in der Milchrinderzucht – insbesondere bei der Rasse Holstein – spielt dabei die Interbullumrechnung auch für die funktionalen Merkmale eine wichtige Rolle.