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Züchtungskunde, 76, (5) S. 321–334, 2004, ISSN 0044-5401

Vergleich zwischen automatischem und konventionellem Melken im Hinblick auf Milchleistung und Futteraufwand

N. WIRTZ, E. THOLEN, H. SPIEKERS, W. ZÄHRES, E. PFEFFER und W. TRAPPMANN

Zusammenfassung:
Unter vergleichbaren Bedingungen wurde der Einsatz eines automatischen Melksystems mit zweimaligem Melken je Tag verglichen. Ermittelt wurden die tägliche Milchleistung, die tägliche Futteraufnahme und Kriterien der Milchqualität und Eutergesundheit. In einer Versuchsherde von 104 HF-Kühen wurde zwischen Mai 1999 und September 2001 ein Vergleich zwischen einem automatischen und einem konventionellen Melksystem durchgeführt. 52 Kühe wurden bei freiem Kuhverkehr in einem Melkautomaten (AMV) gemolken, die anderen 52 Kühe zweimal täglich in einem Drehmelkstand. Beide Gruppen wurden zeitgleich in einem Boxenlaufstall gehalten und mit einer ausgeglichenen Mischration gefüttert. Abhängig von der energiekorrigierten Milchleistung wurde Kraftfutter zugeteilt. Nach Beseitigung der technischen Schwierigkeiten zu Beginn der Untersuchung und einer Anpassung der Kraftfutterfütterung verlief das letzte Versuchsjahr störungsfrei. In dieser Zeit erzielten die Versuchstiere am Melkautomaten trotz einer mittleren Frequenz von drei Melkungen pro Tag keine höhere Milchleistung. Bei gleichem Milchproteingehalt erzielten die Tiere am Melkautomat 0,23 Prozentpunkte weniger Milchfett als die Tiere am Drehmelkstand. Erklärt werden konnte dies durch die unregelmäßigen Zwischenmelkzeiten am Melkautomaten. In der Aufnahme an Mischration wurden keine Unterschiede gefunden, während in der AMV-Gruppe ein marginal höherer Verbrauch an Milchleistungsfutter festzustellen war. Zu Beginn des Versuchs wies die AMV-Gruppe einen höheren Anteil von Tankmilchproben mit zu hohen somatischen Zell- (> 400.000 je ml) und Keimzahlen (> 1.000.000 je ml) sowie zu hohem Fremdwassergehalt (Gefrierpunkt >–0,515) auf. Zu späteren Versuchszeitpunkten unterschied sich die Tankmilch des Melkautomaten nicht mehr von der der Drehmelkstandgruppe. Unterschiede in der Häufigkeit von Eutererkrankungen wurden nicht beobachtet. Tendenziell wurden Eutererkrankungen bei den automatisch gemolkenen Tieren jedoch später erkannt als bei den konventionell gemolkenen Kühen. Unterschiede in der Nutzungsdauer wurden nicht beobachtet. Aus ökonomischer Sicht ist ein Melkautomat in der Regel negativ zu beurteilen, da zurzeit Mehrkosten zwischen 0,016 und 0,054€ je kg Milch zu erwarten sind. Aus einzelbetrieblicher Sicht kann die Anschaffung eines automatischen Melkverfahrens jedoch dann sinnvoll sein, wenn Arbeitszeit eingespart und sozialverträglich gestaltet werden kann.

english abstract

Keywords/Stichworte:Milchrind, Milchleistung, Automatisches Melksystem, Milchqualität, Aufnahme Mischration, Aufnahme Milchleistungsfutter

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