Züchtungskunde, 79, (6) S. 417 – 465, 2007, ISSN 0044-5401
Potenziale zur Reduzierung der Methan-Emissionen bei Wiederkäuern
Von G. Flachowsky und W. Brade
Zusammenfassung:
Die Notwendigkeit der Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen ist von weltweiter Bedeutung. Ausgehend von dieser Tatsache hat der Beitrag das Ziel, die Prozesse, die zur Methan- (CH4)-Bildung in der Nutztierhaltung führen, zu beschreiben. Die CH4-Emissionen bei ausgewählten Formen der Erzeugung von essbarem Protein tierischer Herkunft mit Wiederkäuern werden kalkuliert. Milchprotein kann mit deutlich weniger Methananfall erzeugt werden als Fleischprotein von Rindern. Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass die Methanausscheidung je Tier bei höherer Leistung der Wiederkäuer generell ansteigt, je erzeugtes Produkt jedoch deutlich abnimmt. Mit zunehmender Leistungshöhe wird dieser Effekt allerdings immer geringer. Unter Berücksichtigung der Methanausscheidungen sollte die Erhöhung der tierischen Leistung und eine damit mögliche Reduzierung der Anzahl der Wiederkäuer die (gegenwärtig) effektivste Maßnahme sein, eine verminderte Methanemission zu erzielen. Tiergesundheit, geringe Tierverluste, lange Nutzungsdauer der Kühe und kurze Aufzuchtdauer wachsender Rinder sind weitere Ansätze für geringere Methanbildung durch Wiederkäuer. Bei anderen Reduzierungsmöglichkeiten sind fortführende Forschungsarbeiten notwendig, um praxisreife und reproduzierbare Befunde zu erzielen. In künftig weiteren Untersuchungen sind die komplexen Wirkungen zwischen tierischer Erzeugung einerseits und der Futterproduktion und Ressourcenschonung (Boden, Wasser, fossile Energieträger, Düngeraufwand, Transportaufwendungen etc.) anderseits noch detaillierter im Hinblick auf die Umweltbelastungen (CH4, CO2, N2O etc.) gesamter Produktionsketten (Life Cycle-Studien) zu bewerten. Hier kommt erschwerend hinzu, dass erforderliche Reduzierungen von Umweltemissionen ein territoriales Handeln, und damit zwangsläufig auf Ebene des Einzelbetriebes stattfinden müssen; die gleichzeitige Globalisierung der Lebensmittelerzeugung und des -handels, aber nur durch diesbezüglich weltweite Aktivitäten dauerhaft sichergestellt werden kann.
Keywords/Stichworte:Methanemission, Wiederkäuer, Treibhauspotential, Ressourcenschonung,
Milch, Fleisch, Potenziale zur Reduzierung Literatur
Die Notwendigkeit der Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen ist von weltweiter Bedeutung. Ausgehend von dieser Tatsache hat der Beitrag das Ziel, die Prozesse, die zur Methan- (CH4)-Bildung in der Nutztierhaltung führen, zu beschreiben. Die CH4-Emissionen bei ausgewählten Formen der Erzeugung von essbarem Protein tierischer Herkunft mit Wiederkäuern werden kalkuliert. Milchprotein kann mit deutlich weniger Methananfall erzeugt werden als Fleischprotein von Rindern. Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass die Methanausscheidung je Tier bei höherer Leistung der Wiederkäuer generell ansteigt, je erzeugtes Produkt jedoch deutlich abnimmt. Mit zunehmender Leistungshöhe wird dieser Effekt allerdings immer geringer. Unter Berücksichtigung der Methanausscheidungen sollte die Erhöhung der tierischen Leistung und eine damit mögliche Reduzierung der Anzahl der Wiederkäuer die (gegenwärtig) effektivste Maßnahme sein, eine verminderte Methanemission zu erzielen. Tiergesundheit, geringe Tierverluste, lange Nutzungsdauer der Kühe und kurze Aufzuchtdauer wachsender Rinder sind weitere Ansätze für geringere Methanbildung durch Wiederkäuer. Bei anderen Reduzierungsmöglichkeiten sind fortführende Forschungsarbeiten notwendig, um praxisreife und reproduzierbare Befunde zu erzielen. In künftig weiteren Untersuchungen sind die komplexen Wirkungen zwischen tierischer Erzeugung einerseits und der Futterproduktion und Ressourcenschonung (Boden, Wasser, fossile Energieträger, Düngeraufwand, Transportaufwendungen etc.) anderseits noch detaillierter im Hinblick auf die Umweltbelastungen (CH4, CO2, N2O etc.) gesamter Produktionsketten (Life Cycle-Studien) zu bewerten. Hier kommt erschwerend hinzu, dass erforderliche Reduzierungen von Umweltemissionen ein territoriales Handeln, und damit zwangsläufig auf Ebene des Einzelbetriebes stattfinden müssen; die gleichzeitige Globalisierung der Lebensmittelerzeugung und des -handels, aber nur durch diesbezüglich weltweite Aktivitäten dauerhaft sichergestellt werden kann.