Züchtungskunde, 79, (5) S. 339 – 362, 2007, ISSN 0044-5401
Kritische Kontrollpunkte (CCP) in der Milchrinderhaltung
P. Sanftleben, U. Knierim, H.-J. Herrmann, C. Müller und E. von Borell
Zusammenfassung:
Die Milchviehhaltung stellt für viele landwirtschaftliche Betriebe eine wichtige Einkommensquelle dar. Bei zunehmenden Herdengrößen ist eine deutliche Entwicklung zur Laufstallhaltung zu verzeichnen, in der bereits die Mehrzahl der deutschen Milchkühe gehalten wird. Bis heute gibt es für die Haltung über sechs Monate alter Milchrinder in Deutschland keine detaillierten Tierschutzvorschriften. Nur für ökologisch gehaltene Tiere bestehen eine Reihe von Mindestvorgaben. Unter dem Stichwort ‚Kuhkomfort‘ besteht aber auch von Seiten der Milchviehhalter ein großes Interesse daran, durch eine tiergerechte Haltung und Pflege der Kühe eine gute Produktionsleistung zu sichern. Aufbauend auf einschlägigen Untersuchungsergebnissen und Empfehlungen aufgrund von Praxiserfahrungen sowie unter Einbezug rechtlicher Bestimmungen, zum Beispiel im Bereich der Milchhygiene, werden in dieser Arbeit Kontrollpunkte vorgeschlagen und erläutert, die weitgehend die für die Tiergerechtheit kritischen Bereiche abdecken. Dabei wird dem Management neben den baulich-technischen Voraussetzungen ein sehr wichtiger Platz eingeräumt. Es spielt eine besondere Rolle im Bereich der Abkalbung, der Fütterung, Nährstoffversorgung und Tränkwasserbereitstellung, beim Melken und in der Tier- und Gesundheitskontrolle. Zu diesen verschiedenen Bereichen wird begründet dargelegt, welche Aspekte einer Kontrolle bedürfen und welche Voraussetzungen gegeben sein sollten, damit von einem hohen Maß an Tiergerechtheit in der Milchrinderhaltung gesprochen werden kann. Die Definition von kritischen Kontrollpunkten erleichtert das Auffinden von Schwachstellen und die Entwicklung von Verbesserungsstrategien. Bei den Kontrollen sind Beobachtungen am Tier mit einer Beurteilung der Umweltbedingungen sowie der eigenen Arbeitsweise zu kombinieren. Die Sicherung des Wohlbefindens der Milchrinder durch ein solches Vorgehen dient nicht nur dem langfristigen Erhalt der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Kühe, sondern auch der Sicherung einer hohen Lebensmittelqualität.
Keywords/Stichworte:Milchrinder, Haltung, Tiergerechtheit, Kontrollpunkte
Die Milchviehhaltung stellt für viele landwirtschaftliche Betriebe eine wichtige Einkommensquelle dar. Bei zunehmenden Herdengrößen ist eine deutliche Entwicklung zur Laufstallhaltung zu verzeichnen, in der bereits die Mehrzahl der deutschen Milchkühe gehalten wird. Bis heute gibt es für die Haltung über sechs Monate alter Milchrinder in Deutschland keine detaillierten Tierschutzvorschriften. Nur für ökologisch gehaltene Tiere bestehen eine Reihe von Mindestvorgaben. Unter dem Stichwort ‚Kuhkomfort‘ besteht aber auch von Seiten der Milchviehhalter ein großes Interesse daran, durch eine tiergerechte Haltung und Pflege der Kühe eine gute Produktionsleistung zu sichern. Aufbauend auf einschlägigen Untersuchungsergebnissen und Empfehlungen aufgrund von Praxiserfahrungen sowie unter Einbezug rechtlicher Bestimmungen, zum Beispiel im Bereich der Milchhygiene, werden in dieser Arbeit Kontrollpunkte vorgeschlagen und erläutert, die weitgehend die für die Tiergerechtheit kritischen Bereiche abdecken. Dabei wird dem Management neben den baulich-technischen Voraussetzungen ein sehr wichtiger Platz eingeräumt. Es spielt eine besondere Rolle im Bereich der Abkalbung, der Fütterung, Nährstoffversorgung und Tränkwasserbereitstellung, beim Melken und in der Tier- und Gesundheitskontrolle. Zu diesen verschiedenen Bereichen wird begründet dargelegt, welche Aspekte einer Kontrolle bedürfen und welche Voraussetzungen gegeben sein sollten, damit von einem hohen Maß an Tiergerechtheit in der Milchrinderhaltung gesprochen werden kann. Die Definition von kritischen Kontrollpunkten erleichtert das Auffinden von Schwachstellen und die Entwicklung von Verbesserungsstrategien. Bei den Kontrollen sind Beobachtungen am Tier mit einer Beurteilung der Umweltbedingungen sowie der eigenen Arbeitsweise zu kombinieren. Die Sicherung des Wohlbefindens der Milchrinder durch ein solches Vorgehen dient nicht nur dem langfristigen Erhalt der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Kühe, sondern auch der Sicherung einer hohen Lebensmittelqualität.