Züchtungskunde, 80, (6) S. 429 – 442, 2008, ISSN 0044-5401
Kreuzungszucht beim Milchrind – Ergebnisse aus einem Praxisbetrieb
H. H. Swalve, Nadine Bergk1 und Ph. Solms-Lich
Zusammenfassung:
Auf einem ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb in Brandenburg wurden in die ursprünglich vorhandene Holstein-Reinzucht-Herde (HOL) mit Bullen der Rassen Schwedische Rotbunte (SRB) und Braunvieh (BV) Einkreuzungen vorgenommen. Die Daten umfassten die Kalbejahre 2003 bis Juni 2008. In die Auswertung der ersten Laktation kamen 481 Kühe der Holstein-Reinzucht, 117 SRB x HOL Kreuzungen, 99 BV x HOL Kreuzungen sowie 56 HOL x (SRB x HOL) und 28 HOL x (BV x HOL) Rückkreuzungen. Für die zweite Laktation konnten noch 429 HOL, 94 SRB x HOL, 74 BV x HOL sowie 31 HOL x (SRB x HOL) berücksichtigt werden. Rückkreuzungen mit Braunvieh entfielen für die zweite Laktation, da diese Kreuzung erst später durchgeführt wurde. Die Ergebnisse hinsichtlich der Merkmale der Milchleistung zeigen höchste Werte (Merkmal Eiweißmenge) für die Einfachkreuzungen SRB x HOL und BV x HOL (je 0,72 kg/Tag). Die SRB x HOL Kreuzungen wiesen allerdings auch die höchsten Zellzahlwerte auf. In der zweiten Laktation liegt die höchste Milchleistung (Merkmal Eiweißmenge) bei den BV x HOL Kreuzungen, während die SRB x HOL Kreuzungen deutlich hinter Holstein-Reinzucht und BV-Kreuzungen liegen. Eine Auswertung nach individuellen Bullen zeigt in der Rangierung im Vergleich der Reinzuchtwerte mit den korrigierten Töchtermitteln auf dem Betrieb teilweise drastische Abweichungen. Bezüglich der funktionalen Merkmale zeigt sich – zumindest in der ersten Laktation – eine verbesserte Fruchtbarkeitsleistung der Kreuzungen. Die Totgeburtenrate bei der Abkalbung der Kreuzungstiere und das Überleben innerhalb der ersten Laktation ist für SRB-Kreuzungen signifikant verbessert. Braunviehkreuzungen liegen jedoch auf dem Niveau der Holstein- Reinzucht. Auch wenn die Daten ein reines Praxismaterial sind und nicht aus einem geplanten Versuch entstammen, scheint das Material geeignet zu sein, Tendenzen aufzuzeigen. Weitere Untersuchungen, insbesondere zur individuellen Tauglichkeit einzelner Bullen für Kreuzungsanpaarungen, erscheinen allerdings als nötig.
Keywords/Stichworte:Milchrinder, Kreuzungszucht, funktionale Merkmale, spezifische Kombinationseignung
Auf einem ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb in Brandenburg wurden in die ursprünglich vorhandene Holstein-Reinzucht-Herde (HOL) mit Bullen der Rassen Schwedische Rotbunte (SRB) und Braunvieh (BV) Einkreuzungen vorgenommen. Die Daten umfassten die Kalbejahre 2003 bis Juni 2008. In die Auswertung der ersten Laktation kamen 481 Kühe der Holstein-Reinzucht, 117 SRB x HOL Kreuzungen, 99 BV x HOL Kreuzungen sowie 56 HOL x (SRB x HOL) und 28 HOL x (BV x HOL) Rückkreuzungen. Für die zweite Laktation konnten noch 429 HOL, 94 SRB x HOL, 74 BV x HOL sowie 31 HOL x (SRB x HOL) berücksichtigt werden. Rückkreuzungen mit Braunvieh entfielen für die zweite Laktation, da diese Kreuzung erst später durchgeführt wurde. Die Ergebnisse hinsichtlich der Merkmale der Milchleistung zeigen höchste Werte (Merkmal Eiweißmenge) für die Einfachkreuzungen SRB x HOL und BV x HOL (je 0,72 kg/Tag). Die SRB x HOL Kreuzungen wiesen allerdings auch die höchsten Zellzahlwerte auf. In der zweiten Laktation liegt die höchste Milchleistung (Merkmal Eiweißmenge) bei den BV x HOL Kreuzungen, während die SRB x HOL Kreuzungen deutlich hinter Holstein-Reinzucht und BV-Kreuzungen liegen. Eine Auswertung nach individuellen Bullen zeigt in der Rangierung im Vergleich der Reinzuchtwerte mit den korrigierten Töchtermitteln auf dem Betrieb teilweise drastische Abweichungen. Bezüglich der funktionalen Merkmale zeigt sich – zumindest in der ersten Laktation – eine verbesserte Fruchtbarkeitsleistung der Kreuzungen. Die Totgeburtenrate bei der Abkalbung der Kreuzungstiere und das Überleben innerhalb der ersten Laktation ist für SRB-Kreuzungen signifikant verbessert. Braunviehkreuzungen liegen jedoch auf dem Niveau der Holstein- Reinzucht. Auch wenn die Daten ein reines Praxismaterial sind und nicht aus einem geplanten Versuch entstammen, scheint das Material geeignet zu sein, Tendenzen aufzuzeigen. Weitere Untersuchungen, insbesondere zur individuellen Tauglichkeit einzelner Bullen für Kreuzungsanpaarungen, erscheinen allerdings als nötig.