Züchtungskunde, 76, (6) S. 412–420, 2004, ISSN 0044-5401
Kreuzungszucht als alternativer Ansatz in der Milchrinderzucht
H. H. SWALVE
Zusammenfassung:
Kreuzungszucht bietet die Möglichkeit, Stellungseffekte zwischen Rassen/Linien und Heterosiseffekte zu nutzen. In der Geflügel- und Schweinezucht ist dieses Zuchtverfahren längst etabliert. In der Milchrinderzucht findet sich diese Zuchtmethode aber nur selten, vornehmlich dann, wenn das Hauptziel nicht die Leistung je Einzeltier ist, sondern vielmehr die Umweltstabilität. Mittlerweile liegt allerdings eine Reihe von Analysen vor, die auch in der Milchrinderzucht Vorteile für Kreuzungen aufzeigen. Diese Vorteile betreffen weniger die Höhe der Milchleistung als den Komplex der funktionalen Merkmale. Bei der Auswahl der Kreuzungspartner ist beim Milchrind darauf zu achten, dass aufgrund der hohen Leistungsüberlegenheit des Holstein-Rindes Rassen gesucht werden müssen, die in der Leistung nicht zu weit der des Holstein-Rindes unterlegen sind. Hierfür gibt es einige Beispiele. Aus der Literatur wird offenbar, dass bislang häufig lediglich die Leistungen von F1- Krezungstieren derjenigen von Reinzuchttieren gegenübergestellt wurden. Es ist jedoch zu fragen, welche Form der Weiterzucht empfohlen werden soll. Zu bedenken ist, dass bei der Weiterzucht mit Kreuzungstieren Rekombinationseffekte aufgrund von Gen x Gen-Interaktionen auftreten, die auch deutlich nachteilige Wirkungen haben und eine Heterogenität der Zuchtprodukte nach sich ziehen. Im Gegensatz zur Geflügel- und Schweinezucht sind arbeitsteilige Verfahren im Sinne einer Zuchtpyramide mit Kernzucht, Vermehrungszucht zur Produktion von Kreuzungstieren und Produktionsstufe bislang beim Milchrind kaum eingeführt und aufgrund der geringen Vermehrungsrate des Rindes auch unwirtschaftlich. Beim Milchrind ließen sich die Vorteile der Kreuzungszucht dann nutzen, wenn z. B. ein wirklich praxisreifes Verfahren zur Spermientrennung zur Verfügung stände. Unter diesen Umständen wäre eine Aufteilung der Betriebe in Zuchtbetriebe und „Abmelkbetriebe“ vorstellbar.
Keywords/Stichworte:Milchrind, Zuchtmethoden, Kreuzungszucht, Heterosis, funktionale
Merkmale
Kreuzungszucht bietet die Möglichkeit, Stellungseffekte zwischen Rassen/Linien und Heterosiseffekte zu nutzen. In der Geflügel- und Schweinezucht ist dieses Zuchtverfahren längst etabliert. In der Milchrinderzucht findet sich diese Zuchtmethode aber nur selten, vornehmlich dann, wenn das Hauptziel nicht die Leistung je Einzeltier ist, sondern vielmehr die Umweltstabilität. Mittlerweile liegt allerdings eine Reihe von Analysen vor, die auch in der Milchrinderzucht Vorteile für Kreuzungen aufzeigen. Diese Vorteile betreffen weniger die Höhe der Milchleistung als den Komplex der funktionalen Merkmale. Bei der Auswahl der Kreuzungspartner ist beim Milchrind darauf zu achten, dass aufgrund der hohen Leistungsüberlegenheit des Holstein-Rindes Rassen gesucht werden müssen, die in der Leistung nicht zu weit der des Holstein-Rindes unterlegen sind. Hierfür gibt es einige Beispiele. Aus der Literatur wird offenbar, dass bislang häufig lediglich die Leistungen von F1- Krezungstieren derjenigen von Reinzuchttieren gegenübergestellt wurden. Es ist jedoch zu fragen, welche Form der Weiterzucht empfohlen werden soll. Zu bedenken ist, dass bei der Weiterzucht mit Kreuzungstieren Rekombinationseffekte aufgrund von Gen x Gen-Interaktionen auftreten, die auch deutlich nachteilige Wirkungen haben und eine Heterogenität der Zuchtprodukte nach sich ziehen. Im Gegensatz zur Geflügel- und Schweinezucht sind arbeitsteilige Verfahren im Sinne einer Zuchtpyramide mit Kernzucht, Vermehrungszucht zur Produktion von Kreuzungstieren und Produktionsstufe bislang beim Milchrind kaum eingeführt und aufgrund der geringen Vermehrungsrate des Rindes auch unwirtschaftlich. Beim Milchrind ließen sich die Vorteile der Kreuzungszucht dann nutzen, wenn z. B. ein wirklich praxisreifes Verfahren zur Spermientrennung zur Verfügung stände. Unter diesen Umständen wäre eine Aufteilung der Betriebe in Zuchtbetriebe und „Abmelkbetriebe“ vorstellbar.