Züchtungskunde, 80, (1) S. 25 – 34, 2007, ISSN 0044-5401
Genetisch bedingte Scrapieresistenz beim Schaf?
G. Erhardt und Gesine Lühken
Zusammenfassung:
Bei der aktuellen Zucht auf Scrapie-Resistenz wird auf den Prion-Protein(PrP)-Haplotyp ARR und gegen den PrP-Haplotyp VRQ selektiert. Dabei zeichnen sich vor allem bei atypischen Scrapie-Fällen, die auch epidemiologisch von den klassischen Scrapie-Fällen abweichen, Unterschiede hinsichtlich der bisherigen Kenntnisse zur Scrapie-Empfänglichkeit von PrP-Varianten ab. In Deutschland von 2002 bis 2006 aufgetretene Scrapie-Fälle wurden epidemiologisch und molekulargenetisch (PrP-Codons 136, 141, 154 und 171) analysiert. Dabei wurden zwischen klassischer und atypischer Scrapie Unterschiede bei der geographischen Verteilung der Fälle, der Zahl Scrapie-positiver Schafe pro Herde und dem Alter positiver Schafe zum Zeitpunkt des Todes festgestellt. Bei den klassischen Scrapie-Fällen waren Schafe mit dem PrP-Genotyp ARQ/ARQ am empfänglichsten, während der PrP-Haplotyp sowohl bei klassischer als auch bei atypischer Scrapie eine untergeordnete Rolle spielte. Schafe mit dem AHQ-Haplotyp und/oder dem F-Allel an Position 141 des PrP waren am empfänglichsten für atypische Scrapie. Weiterhin waren Schafe mit dem ARR-Haplotyp – auch in reinerbiger Form – häufiger von atypischer Scrapie betroffen als dies bisher zu vermuten war. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand verspricht die Selektion auf den PrP-Haplotyp ARR Erfolg bezüglich der Bekämpfung der klassischen Scrapie, wobei eine bevorzugte Verdrängung des VRQ-Haplotyps zumindest in Deutschland nicht notwendig ist. Dagegen scheint die atypische Scrapie durch die Selektion auf ARR nicht vollständig zu eliminieren sein.
Keywords/Stichworte:Schaf, Scrapie, Epidemiologie, Resistenz, Prion-Protein-Gen, Polymorphismen
Bei der aktuellen Zucht auf Scrapie-Resistenz wird auf den Prion-Protein(PrP)-Haplotyp ARR und gegen den PrP-Haplotyp VRQ selektiert. Dabei zeichnen sich vor allem bei atypischen Scrapie-Fällen, die auch epidemiologisch von den klassischen Scrapie-Fällen abweichen, Unterschiede hinsichtlich der bisherigen Kenntnisse zur Scrapie-Empfänglichkeit von PrP-Varianten ab. In Deutschland von 2002 bis 2006 aufgetretene Scrapie-Fälle wurden epidemiologisch und molekulargenetisch (PrP-Codons 136, 141, 154 und 171) analysiert. Dabei wurden zwischen klassischer und atypischer Scrapie Unterschiede bei der geographischen Verteilung der Fälle, der Zahl Scrapie-positiver Schafe pro Herde und dem Alter positiver Schafe zum Zeitpunkt des Todes festgestellt. Bei den klassischen Scrapie-Fällen waren Schafe mit dem PrP-Genotyp ARQ/ARQ am empfänglichsten, während der PrP-Haplotyp sowohl bei klassischer als auch bei atypischer Scrapie eine untergeordnete Rolle spielte. Schafe mit dem AHQ-Haplotyp und/oder dem F-Allel an Position 141 des PrP waren am empfänglichsten für atypische Scrapie. Weiterhin waren Schafe mit dem ARR-Haplotyp – auch in reinerbiger Form – häufiger von atypischer Scrapie betroffen als dies bisher zu vermuten war. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand verspricht die Selektion auf den PrP-Haplotyp ARR Erfolg bezüglich der Bekämpfung der klassischen Scrapie, wobei eine bevorzugte Verdrängung des VRQ-Haplotyps zumindest in Deutschland nicht notwendig ist. Dagegen scheint die atypische Scrapie durch die Selektion auf ARR nicht vollständig zu eliminieren sein.