Züchtungskunde, 80, (5) S. 370 – 377, 2008, ISSN 0044-5401
Biologische Potentiale in der Sauenfruchtbarkeit
K.-P. Brüssow und M. Wähner
Zusammenfassung:
Die Rentabilität der Ferkelerzeugung wird wesentlich durch die Anzahl lebend geborener und aufgezogener Ferkel bestimmt. Für den Zeitraum 1980 bis 2006 sind in Deutschland nur geringe Leistungsentwicklungen hinsichtlich der Anzahl geborener Ferkel für die Rassen DL, DE und PI erkennbar (DL: 10,4 bis 11,0; DE: 11,0 bis 11,0; PI: 10,2 bis 10,0). International gibt es derzeit Leistungsunterschiede von 10,2 bis 13,6 lebend geborenen Ferkeln. Die Fruchtbarkeitsleistungen von Sauen werden wesentlich durch drei nachfolgende Zusammenhänge bestimmt: (1) die Anzahl ovulierender Follikel und die Anzahl befruchteter Eizellen, (2) den Anteil überlebender Embryonen und Feten sowie (3) die morphofunktionelle Leistung des Uterus, die eine Fetenentwicklung bis zur Geburt gewährleistet. Die Frage, ob Eierstock und/oder Uterus leistungslimitierende Faktoren sind, lässt sich wie folgt beantworten. Der Follikelpool im Ovar ist kein limitierender Faktor, obwohl nur etwa 0,5 % der vorhandenen Eizellen als befruchtungsfähig im Lebenszyklus einer Sau freigesetzt werden. Züchtung auf hohe Ovulationszahlen ergibt zwar höhere Anzahlen von Ovulationen, die der lebend geborenen Ferkel sind vernachlässigbar. Begrenzend ist die Uteruskapazität. Diese physikalische, biochemische und morphologische Limitierung umfasst Raum, Nährstoffe, Gasaustausch und Plazentaoberfläche. Obwohl eine Beziehung zwischen Uteruslänge (Raumangebot) und Anzahl Feten/Ferkel besteht, ist die Uteruslänge allein keine Voraussetzung für eine höhere Uteruskapazität. Plazentaeffizienz (zeigt, wie viel Gramm Fetus durch ein Gramm Plazenta unterstützt werden) und Grad der Blutversorgung der Plazenta scheinen wesentlich für die Wurfgröße zu sein. Das derzeitig (realistisch) geschätzte Fruchtbarkeitspotential liegt bei 15,0 lebend geborenen Ferkeln, 2,4 Würfen/Jahr, <10 % Ferkelverlusten und 32,5 aufgezogenen Ferkeln/Sau und Jahr, was gegenüber den heute erzielten Ergebnissen von 11,1; 2,26; 13,8 und 21,5 deutlich abweicht.
Keywords/Stichworte:Schwein, Fruchtbarkeit, Ovulation, Uterus
Die Rentabilität der Ferkelerzeugung wird wesentlich durch die Anzahl lebend geborener und aufgezogener Ferkel bestimmt. Für den Zeitraum 1980 bis 2006 sind in Deutschland nur geringe Leistungsentwicklungen hinsichtlich der Anzahl geborener Ferkel für die Rassen DL, DE und PI erkennbar (DL: 10,4 bis 11,0; DE: 11,0 bis 11,0; PI: 10,2 bis 10,0). International gibt es derzeit Leistungsunterschiede von 10,2 bis 13,6 lebend geborenen Ferkeln. Die Fruchtbarkeitsleistungen von Sauen werden wesentlich durch drei nachfolgende Zusammenhänge bestimmt: (1) die Anzahl ovulierender Follikel und die Anzahl befruchteter Eizellen, (2) den Anteil überlebender Embryonen und Feten sowie (3) die morphofunktionelle Leistung des Uterus, die eine Fetenentwicklung bis zur Geburt gewährleistet. Die Frage, ob Eierstock und/oder Uterus leistungslimitierende Faktoren sind, lässt sich wie folgt beantworten. Der Follikelpool im Ovar ist kein limitierender Faktor, obwohl nur etwa 0,5 % der vorhandenen Eizellen als befruchtungsfähig im Lebenszyklus einer Sau freigesetzt werden. Züchtung auf hohe Ovulationszahlen ergibt zwar höhere Anzahlen von Ovulationen, die der lebend geborenen Ferkel sind vernachlässigbar. Begrenzend ist die Uteruskapazität. Diese physikalische, biochemische und morphologische Limitierung umfasst Raum, Nährstoffe, Gasaustausch und Plazentaoberfläche. Obwohl eine Beziehung zwischen Uteruslänge (Raumangebot) und Anzahl Feten/Ferkel besteht, ist die Uteruslänge allein keine Voraussetzung für eine höhere Uteruskapazität. Plazentaeffizienz (zeigt, wie viel Gramm Fetus durch ein Gramm Plazenta unterstützt werden) und Grad der Blutversorgung der Plazenta scheinen wesentlich für die Wurfgröße zu sein. Das derzeitig (realistisch) geschätzte Fruchtbarkeitspotential liegt bei 15,0 lebend geborenen Ferkeln, 2,4 Würfen/Jahr, <10 % Ferkelverlusten und 32,5 aufgezogenen Ferkeln/Sau und Jahr, was gegenüber den heute erzielten Ergebnissen von 11,1; 2,26; 13,8 und 21,5 deutlich abweicht.