Züchtungskunde, 80, (1) S. 73 – 81, 2007, ISSN 0044-5401
Auf dem Weg zur molekularen Analyse der Mikrophthalmie des Texelschafes
J. Tetens und C. Drögemüller
Zusammenfassung:
Ziel dieser Arbeit war die Kartierung des für die kongenitale Mikrophthalmie des Texelschafes verantwortlichen Defektgenortes. Dazu wurde ein komparativer Kandidatengenansatz auf der Grundlage der Kenntnisse über ähnliche Phänotypen bei Mensch und
Maus gewählt. Das Familienmaterial wurde durch Probensammlung im Feld sowie aus einer experimentell erzeugten Ressourcenfamile gewonnen. An Tieren dieser Ressourcenfamilie wurden klinische und pathologische Untersuchungen vorgenommen. Dabei wurde die Pathomorphologie übereinstimmend mit früheren Untersuchungen charakterisiert. Durch den Zuchtversuch und die pathomorphologischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass es sich um eine nicht syndromische Mikrophthalmie handelt und dass ein rezessiver Erbgang mit vollständiger Penetranz und variabler Expressivität vorliegt. Durch eine auf die Kandidatengenregionen fokussierte Kopplungsanalyse konnte der Defektgenort auf dem ovinen Chromosom 23 in einem 12,4 cM umfassenden Intervall lokalisiert werden. Durch eine vergleichende RH-Kartierung dieses Chromosoms wurde die exakte Lokalisation der Kandidatengene RAX und TGIF sowie die Lokalisation
und Ausdehnung der orthologen Regionen auf dem humanen Chromosom 18 ermittelt. Es zeigte sich, dass RAX deutlich außerhalb des Defektgenintervalls liegt. TGIF konnte durch eine Kandidatengenanalyse ebenfalls als Kandidat ausgeschlossen werden. Die Grundlagen für die weitere Aufklärung dieser kongenitalen Anomalie wurden durch die vorliegende Arbeit gelegt. Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass eine indirekte familienbasierte Gendiagnose bereits möglich ist, die den Schafzüchtern demnächst zur Verfügung stehen wird.
Keywords/Stichworte:Schaf, Texel, Mikrophthalmie, kongenitale Anomalie, Kopplungsanalyse,
vergleichende Genomanalyse, indirekte Gendiagnose
Ziel dieser Arbeit war die Kartierung des für die kongenitale Mikrophthalmie des Texelschafes verantwortlichen Defektgenortes. Dazu wurde ein komparativer Kandidatengenansatz auf der Grundlage der Kenntnisse über ähnliche Phänotypen bei Mensch und
Maus gewählt. Das Familienmaterial wurde durch Probensammlung im Feld sowie aus einer experimentell erzeugten Ressourcenfamile gewonnen. An Tieren dieser Ressourcenfamilie wurden klinische und pathologische Untersuchungen vorgenommen. Dabei wurde die Pathomorphologie übereinstimmend mit früheren Untersuchungen charakterisiert. Durch den Zuchtversuch und die pathomorphologischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass es sich um eine nicht syndromische Mikrophthalmie handelt und dass ein rezessiver Erbgang mit vollständiger Penetranz und variabler Expressivität vorliegt. Durch eine auf die Kandidatengenregionen fokussierte Kopplungsanalyse konnte der Defektgenort auf dem ovinen Chromosom 23 in einem 12,4 cM umfassenden Intervall lokalisiert werden. Durch eine vergleichende RH-Kartierung dieses Chromosoms wurde die exakte Lokalisation der Kandidatengene RAX und TGIF sowie die Lokalisation
und Ausdehnung der orthologen Regionen auf dem humanen Chromosom 18 ermittelt. Es zeigte sich, dass RAX deutlich außerhalb des Defektgenintervalls liegt. TGIF konnte durch eine Kandidatengenanalyse ebenfalls als Kandidat ausgeschlossen werden. Die Grundlagen für die weitere Aufklärung dieser kongenitalen Anomalie wurden durch die vorliegende Arbeit gelegt. Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass eine indirekte familienbasierte Gendiagnose bereits möglich ist, die den Schafzüchtern demnächst zur Verfügung stehen wird.