Beim Milchrind wird sowohl in der Züchtung als auch in der betrieblichen Praxis zunehmend Effizienz eingefordert. Allerdings sind nicht alle Fragen zur Definition, Einordnung und Anwendung des Begriffs eindeutig geklärt. Hierzu gibt dieser Beitrag mit Kriterien und Hintergrundinformation Orientierung. Die Effizienz beschreibt, welcher Output eines Leistungsmerkmals mit einer Einheit eines Produktionsfaktors erzielt wird (z.B. kg energiekorrigierte Milch pro MJ Energieaufnahme). Der Output wird in Relation zum Input maximiert. Die Definition verweist auf den ursprünglich ökonomischen Anwendungszweck von Effizienzmerkmalen. Effizienzmerkmale erfassen keine Vor- und Nachteile, die an anderer Stelle entstehen. Die hohe und daher auch „effiziente“ Milchleistung ist besonders im ersten Laktationsdrittel von der Futteraufnahme entkoppelt. Sie täuscht eine rechnerisch hohe Effizienz auf Grund eines verstärkten Körpersubstanzabbaus vor. Setzen Züchtung und Fütterung auf eine kurzfristig gesehen hohe Effizienz der Milchkuh, sind weitere Einbußen an Gesundheit, Fruchtbarkeit und Stoffwechselstabilität zu erwarten. Bezüglich Wirtschaftlichkeit und Umweltauswirkungen rechnen sich jedoch langlebige Tiere. Der Schlüssel zu einer hohen Effizienz eines Tieres liegt in einer umfassenden Betrachtung seiner Leistungsmerkmale und des dafür nötigen Aufwands auf die Lebenszeit bezogen. Umfassendere Effizienzmerkmale berücksichtigen Ab- und Aufbau von Körperreserven (z.B. Veränderung des Body Condition Scores). Statt einer Laktation ist die Berechnung auf mehrere Produktionszyklen auszuweiten, anstelle eines Leistungsmerkmals auf mehrere, z.B. Energie in Milch und Fleisch. Neben der effizienten Nährstoffumwandlung des Tieres, der benötigten Futterqualität und deren Auswirkungen auf Umwelt und Nahrungskonkurrenz gibt es noch weitere Effizienz-Ebenen. Effizienzrechnungen auf Betriebsebene fokussieren auf Futter- oder Nährstoffverluste in Futter- und Düngewirtschaft. Noch eine Ebene höher zeigen Modellierungen der Produktionssysteme Milch und Fleisch, wie sich Veränderungen in der Tier- oder Betriebsebene auf Umwelt, Wirtschaftlichkeit oder Ernährungssicherheit auswirken. Unabhängig davon, ob Effizienz bei Tier, Betrieb oder Produktionssystem betrachtet wird: Die berücksichtigten oder unberücksichtigt gebliebenen Aspekte bestimmen, wie gesamtheitlich und nachhaltig der Blick und die Bewertung gelingt, oder ob sich Probleme nur in einen anderen Bereich verschieben.
Von:  Maria Ledinek1,2
; Leonhard Gruber2
; Georg Thaller3
; Kay-Uwe Götz4
; Karl-Heinz Südekum5
; Hubert Spiekers1
; 1 Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Poing-Grub
; 2 Institut für Nutztierwissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien
; 3 Institut für Tierzucht und Tierhaltung, Universität Kiel (CAU)
; 4 Institut für Tierzucht, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Poing-Grub
; 5 Institut für Tierwissenschaften, Universität Bonn; E-Mail: Maria.Ledinek@lfl.bayern.de