Züchtungskunde, 88, (5) S. 353-370, 2016, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Scientific Articles
80 Jahre periodenweise Abferkelsysteme in der
Sauenhaltung in Deutschland – eine Retrospektive
2. Mitteilung: Produktionszyklogramme zur Gruppenabferkelung von 1990 bis zur Gegenwart
M. Wähner1 ; U. Hühn2 ; 1 Hochschule Anhalt, D-06406 Bernburg, m.waehner@loel.hs-anhalt.de ; 2 An der Romenei, D-98617 Wölfershausen
Nach 1989 vollzogen sich in den verschiedenen Regionen Deutschlands z. T. gravierende Veränderungen bei den Schweinebeständen. In Ostdeutschland war nach den politischen und wirtschaftlichen Veränderungen 1989 ein drastischer Abbau der Tierbestände zu verzeichnen. Dort sank die Anzahl der Sauen von 870.000 (1989) auf 459.000 Stück im Jahr 2010. Auch in Deutschland insgesamt sind seit 1992 bis heute die Sauenbestände von fast 3,0 Mio. auf unter 2,0 Mio. im Jahr 2015 gefallen. Die stark angestiegenen Stückzahlen an Schlachtschweinen pro Jahr von 42.5 Mio. im Jahr 1992 auf 59,6 Mio. weisen auf die große Anzahl jährlich importierter Mastferkel nach Deutschland hin. In der Ferkelerzeugung generell gewannen der Zeitfaktor und Aspekte der Tiergesundheit bzw. des Tierwohls an Priorität. Dem wurde bundesweit durch betriebsindividuell zugeschnittene Produktionssysteme und durch die mit der praktizierten Gruppenabferkelung ausgerichtete Steuerung der Absetz-, Besamungs- und Abferkeltermine entsprochen. Die Besamungsdichte stieg auf ca. 95% an. Die verstärkte Etablierung produktions- und zootechnischer Stimulationsmaßnahmen trug zum rückläufigen Einsatz von Reproduktionsbiologika bei. Nur der Brunstsynchronisation der Remontetiere sowie der partiellen Auslösung der Schweinegeburten wurde weiterhin eine starke Bedeutung beigemessen. Die züchterisch-selektiven Maßnahmen sowie anhaltende Verbesserungen des Herdenmanagements führten zu Veränderungen der Teilkomponenten des Sauenzyklus. Verkürzte Absetz-Beleg-Intervalle und Säugezeiten bis auf drei Wochen sowie die unerwartete Verlängerung der Trächtigkeitsdauer bei Hochleistungssauen und weitere Gründe gaben Anlass zu einer Neukonzeption der betrieblichen Produktionszyklogramme bei einer Stallbewirtschaftung nach dem „Alles-rein-alles-raus“-Prinzip.
Gruppenabferkelung; Sauenzyklus; Besamung; Säugezeit; Trächtigkeitsdauer; Neujustierung
80 years periodic farrowing systems in piglet production
in Germany – a review
1. Production systems for group farrowing from 1990 to present time
Due to political and economic changes in East Germany in 1989 the animal population decreased drastically. The number of breeding sows decreased from 870.000 in 1989 to 459.00 in 2010. The time factor and animal welfare became key issues for the pig production. Following this individual farm systems were developed and the weaning, insemination and farrowing dates for the group farrowing system have been controlled. The insemination rate increased to 95%. The increased usage of production and zoo technical stimulation measures leaded to decrease of reproduction biologicals. Especially the heat synchronization of the gilts and partial induction of parturition was emphasized. Selective breeding measures next to improvement in the herd health management led to partial changes in the oestrus cycle of the sows. Shorter weaning to insemination intervals, a 3 week lactation period combined with an unexpected elongation of the gestation in high performance sows provoked a change of the production concept according to the “all in all out” principle.
group farrowing; cyclogram of sows; artificial insemination; suckling; duration of gestation; reprogramming