Züchterische Aspekte zur Konsolidierung und Weiterentwicklung lokaler Rinderpopulationen
Sonja Hartwig1 ; J. Bennewitz1 ; 1 Institut für Tierhaltung und Tierzüchtung, Universität Hohenheim, Garbenstraße 17, 70599, E-Mail: Sonja Hartwig – shartwig@uni-hohenheim.de; Jörn Bennewitz – j.bennewitz@uni-hohenheim.de
Lokale Rassen haben es schwer und zunehmend schwerer, sich gegen Hochleistungsrassen zu behaupten. Der Verlust von lokalen Rassen bedeutet einen Verlust von Kulturgut und genetischer Diversität. Die Herausforderungen an Zuchtprogramme zur Erhaltung und Weiterentwicklung lokaler Rassen sind vielseitig. Einerseits muss Zuchtfortschritt realisiert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter einzuschränken. Sind die Lokalrassen nicht profitabel, verlieren die Tierhalter ihre Motivation und es entstehen artifizielle Zoopopulationen. Andererseits müssen aber auch genetische Eigenständigkeit und genetische Diversität erhalten bleiben. Das bedeutet, dass Fremdrassenbeiträge und Inzucht minimiert werden müssen. Für lokale Rinderpopulationen besteht somit ein Zielkonflikt zwischen dem Zuchtfortschritt, der genetischen Diversität und der genetischen Eigenständigkeit. Dieser Zielkonflikt kann systematisch durch geeignete Züchtungsmethoden gelöst werden. Die genomische Selektion in kleinen Populationen ist derzeit nicht praxisreif. Jedoch sollten in den kleinen Populationen gewisse Vorarbeiten getroffen werden, um abschätzen zu können, ob dieses Zuchtinstrument auch eine Alternative für sie darstellen könnte. Die zusätzliche Berücksichtigung spezifischer Merkmale (Nischenmerkmale) im Zuchtziel verlangt die Etablierung von Leistungsprüfungen für diese Merkmale, ohne die eine Zuchtarbeit nicht möglich ist.