Tierschutz in der Nutztierhaltung – wo liegen Chancen und Grenzen?
L. Schrader1 ; 1 Institut für Tierschutz und Tierhaltung, Friedrich-Loeffler-Institut, Dörnbergstrasse 25/27, 29223 Celle, E-Mail: lars.schrader@fli.bund.de
Es existiert eine große Diskrepanz zwischen den Vorstellungen der Öffentlichkeit und der Realität der Haltung von Nutztieren, die zu einem zunehmenden Akzeptanzverlust von Haltungsverfahren führt. In der EU werden die größten Probleme von der Öffentlichkeit in der Haltung von Legehennen, Masthühnern, Schweinen und Mastbullen gesehen. Einige der aktuellen Probleme werden beispielhaft dargestellt, insbesondere wird auf das Federpicken und Schnabelkupieren bei Legehennen, die Lauffähigkeit und die Fußballengesundheit bei Mastputen, Verletzungen und Verhaltenseinschränkungen bei Mastbullen sowie die Kastration und die zunehmend größer werdenden Würfe bei Schweinen eingegangen. In vielen Bereichen bestehen bereits heute Lösungsmöglichkeiten, mit denen sich diese Probleme reduzieren lassen. Allerdings sind sie in den meisten Fällen mit einer Erhöhung der Produktionskosten verbunden. Eine Kompensation dieser Kosten könnte durch ein freiwilliges Tierschutzlabel erreicht werden. Dieses sollte neben Anforderungen an die Haltung und das Management auch tierbezogene Indikatoren berücksichtigen, um Transparenz und Glaubwürdigkeit sicherstellen zu können. Aber auch unabhängig von einem Tierschutzlabel sollten die Haltungsverfahren für Nutztiere interdisziplinär weiter entwickelt werden.