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Studien zur Inzucht und Verwandtschaft beim
„Deutschen Schwarzbunten Niederungsrind“ (DSN)
auf Basis eigens berechneter Rasseanteile

Maria Jaeger1 ; C. Scheper1 ; S. König1 ; Kerstin Brügemann1 ; 1 Institut für Tierzucht und Haustiergenetik, Justus-Liebig-Universität, 35390 Gießen, E-Mail: maria.jaeger@agrar.uni-giessen.de

Ziel der vorliegenden Studie war eine umfangreiche Analyse der Pedigreestrukturen innerhalb der DSN-Population. Um Tiere sorgfältig und eindeutig entweder der Rasse DSN oder der Rasse HF zuordnen zu können, wurde ein eigener Algorithmus entwickelt, um Rasse- bzw. Genanteile innerhalb HF und innerhalb DSN zu bestimmen. Diesbezüglich wurden deutliche Unterschiede im Vergleich zur offiziellen Rassecodierung gefunden. Unter Berücksichtigung der genetischen Rasseanteile und der offiziellen strikten Auslegung des Fremdgenanteils in der Rasse DSN wurden in den Kalbejahren von 2005 bis 2016 insgesamt 46% der Kühe fälschlicherweise der DSN-Rasse zugewiesen. Diese Anteile der Falschzuordnungen waren in den neuen Bundesländern mit 5% deutlich niedriger als in den alten Bundesländern mit 91%.

Die eigens vorgenommene Rassezuordnung zu DSN mit 90% DSN-Genanteilen (DSN_90%) bzw. zu HF mit 90% HF-Genanteilen (HF_90%) war Basis für weitere populationsgenetische Analysen bzgl. Verwandtschaft, Inzucht, effektiver Populationsgröße, Generationsintervallen und etwaiger Inzuchtdepressionen. HF_90% und DSN_90% unterschieden sich nicht wesentlich in den Generationsintervallen, was auf ähnlich ausgerichtete Selektionsstrategien auf dem Kuhmutterpfad in HF- und DSN-Herden zurückzuführen ist. Auffällig waren die doch deutlich höheren Verwandtschaftskoeffizienten innerhalb der DSN-Kuhgruppe mit höchstem Leistungsniveau von nahezu 10% verglichen mit der niedrigleistenden Kuhgruppe. Es konnten auch einzelne Bullen mit hoher Verwandtschaft zu hochleistenden Kühen identifiziert werden. Somit können Rückschlüsse gezogen werden, welche Blutlinie nachhaltig zur Leistungsverbesserung in der DSN-Population beigetragen hat. Generell war der durchschnittliche Inzuchtkoeffizient für den jüngsten Geburtsjahrgang sowohl bei DSN-Kühen als auch bei DSN-Bullen mit ca. 2% recht niedrig. Allerdings konnte ein stetiger Inzuchtzuwachs pro Jahr von 0,1% verzeichnet werden, was eine effektive Populationsgröße von nur 85 Tieren impliziert. Interessanterweise reagierten niedrigleistende DSN-Kühe anfälliger auf zunehmende Inzucht ver​glichen mit hochleistenden HF-Kühen. In den ersten beiden Laktationen wurden Inzuchtdepressionen für DSN_90% für die Merkmale Milch-kg (Mkg) und Fett-kg (Fkg) nachgewiesen. Anders war es beim Merkmal Zellzahl: Hier reagierten die HF_90% mit einem Anstieg der Zellzahl auf steigende Inzuchtkoeffizienten, während für DSN_90% gar eine Zellzahlreduktion zu beobachten war. Die Mechanismen für derartige Wirkungsweisen gilt es in Folgestudien weiter zu ergründen. Allerdings sind nicht unbedingt gleiche Ergebnisse oder Trends für DSN_90% und HF_90% zu erwarten, da die verwandtschaftliche Beziehung mit R = 0,02% zwischen beiden Rassen doch aktuell sehr gering ist.

Keywords/Stichworte:Bedrohte Rasse; Berechnung von Genanteilen; Populationsparameter; Inzuchtkoeffizient; Inzuchtdepression; Endangered breed; calculation of gene percentages; population parameters; inbreeding; inbreeding depression

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