Ökonomisch optimale Nutzungsdauer von Milchkühen
F. Mißfeldt1 ; Ricarda Mißfeldt2 ; K. Kuwan3 ; 1 FH Kiel, FB Agrarwirtschaft in Rendsburg/Osterrönfeld, E-Mail: falk.missfeldt@fh-kiel.de ; 2 Stud. B.sc. an der Universität zu Lübeck ; 3 Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V. (vit), Verden
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der ökonomisch optimalen Nutzungsdauer von Milchkühen. Im Unterschied zu den meisten bisherigen Untersuchungen zu diesem Thema werden in dieser Analyse die Zwangsabgänge in den einzelnen Laktationen explizit einbezogen. Über die Verwendung von Markovketten lässt sich der Aufbau einer Milchviehherde in Abhängigkeit von verschiedenen Nutzungsstrategien Si simulieren. Hierdurch wird ein Vergleich der freiwilligen Nutzungsbegrenzung sämtlicher Kühe zwischen 3 und 12 Jahren ermöglicht. Weiterhin wird zwischen konstanter Milchleistung und weiterem Zuchtfortschritt differenziert.
Die Kalkulationen zeigen in einer Situation ohne Zwangsabgänge und ohne weitere Milchleistungssteigerungen, dass bei einer 7-jährigen Nutzung der Milchkühe das Gewinnmaximum erreicht wird. Unter der Berücksichtigung der Zwangsabgänge verlängert sich die optimale Nutzungsdauer auf 12 Jahre. Eine Sensitivitätsanalyse für wichtige Einflussfaktoren wie Milch-, Färsen-, Altkuh- und Kraftfutterpreis zeigt eine hohe Stabilität der Ergebnisse.
Die Berücksichtigung weiterer Zuchtfortschritte zwischen 50 kg und 125 kg/Erstlaktierender führt zu einer geringfügigen Verkürzung der optimalen Nutzungsdauer zwischen 9 und 12 Jahren. Es zeigt sich allerdings, dass eine Veränderung der Nutzungsdauer um +/–2 Laktationen im Vergleich zum Optimum nur zu einem geringfügigen ökonomischen Nachteil führt.
Betrachtet man weiterhin eine Reduzierung der Zwangsabgänge um 10, 30 oder 50% liegt die optimale Nutzungsdauer bei ca. 10 Jahren. Auch hier führt die zusätzliche Berücksichtigung weiterer Milchleistungssteigerungen zu einer nur geringfügigen Reduzierung der Nutzungsdauer um ein Jahr. Die Schlussfolgerung für die praktische Milchviehhaltung heißt, dass es aus ökonomischer Sicht keinen Grund gibt, eine Milchkuh zu merzen, die mindestens noch eine weitere Laktation genutzt werden kann.