Kognitiv-emotionale Umweltbewältigung beim Hausschwein – Herausforderung für Tierhaltung und Tierschutz
B. Puppe1,2 ; Manuela Zebunke1 ; Sandra Düpjan1 ; J. Langbein1 ; 1 Forschungsbereich Verhaltensphysiologie, Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN), Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf, E-Mail: puppe@fbn-dummerstorf.de ; 2 Professur für Verhaltenskunde, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Universität Rostock, Justus-von-Liebig-Weg 8, 18059 Rostock
Der vorliegende Artikel gibt eine Übersicht zu aktuellen verhaltensphysiologischen Aspekten von Kognition und Emotion bei Tieren und stellt die Auswirkungen einer kognitiven Umweltanreicherung beim Hausschwein vor. Kognitives Verhalten und affektiv-emotionales Erleben sind sich wechselseitig beeinflussende Bestandteile evolutionär geformter Bewältigungsmechanismen in der Auseinandersetzung mit der Umwelt. In der heutigen Nutztierhaltung spielen sie deshalb eine immer wichtiger werdende Rolle in der wissenschaftlichen und praktischen Beurteilung von Wohlbefinden und Tierschutz sowie für die Anforderungen an tiergerechte Haltung und Zucht. Es lässt sich ableiten, dass die sinnvolle Integration kognitiver Umweltanreicherungen in die Haltungsumwelt das Potenzial hat, nachhaltige Verbesserungen im Verhalten und dem Wohlbefinden der Tiere zu erreichen. Eine hiermit vorgeschlagene umfassende Definition beschreibt Wohlbefinden deshalb als den Zustand physischer und psychischer Gesundheit, der sich – vor dem Hintergrund individueller, auch kognitiver Ansprüche und Fähigkeiten – aus dem Prozess der ethologischen und physiologischen Adaptation bei der Bewältigung von Herausforderungen durch die Umwelt und den dabei gemachten subjektiven Erfahrungen und emotionalen Bewertungen ergibt.