Individuelle Genomsequenzierung von Nutztieren – auf dem Weg zur genomischen Selektion 2.0
R. Fries1 ; H. Pausch1 ; 1 Lehrstuhl für Tierzucht der Technischen Universität München, Liesel-Beckmann-Straße 1, 85354 Freising-Weihenstephan, E-Mail: ruedi.fries@tum.de
Referenzsequenzen der Genome landwirtschaftlicher Nutztierarten stehen erst seit wenigen Jahren zur Verfügung. Sie haben jedoch zu unerwartet schnellen Veränderungen der Tierzuchtmethodik geführt. Die genomische Vorhersage von Zuchtwerten auf der Basis von anonymen Quantitative Trait Loci (QTL) und dichten Markerkarten anstelle (oder in Ergänzung zu) der Nachkommenprüfung ist beim Milchrind bereits weitgehend Realität. Wir bezeichnen diesen genomischen Ansatz zur züchterischen Verbesserung von Nutztieren als „genomische Selektion 1.0¿. Die Sequenziermethodik entwickelt sich rasant weiter und ermöglicht nun die Sequenzierung der Genome einer größeren Anzahl von Tieren. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten zur systematischen Identifizierung von DNA-Varianten, die der Variation züchterisch wichtiger Merkmale zu Grunde liegen, so genannten Quantitative Trait Nucleotides (QTN). QTN werden vorab für QTL mit einem maßgeblichen Beitrag zur quantitativ-genetischen Variation (very important QTL, viQTL) feststellbar sein. Die explizite Berücksichtigung von QTN im Bereich von viQTL ist die Grundlage der „genomischen Selektion 2.0¿, die vor allem im Hinblick auf die züchterische Verbesserung von Gesundheitsmerkmalen von Bedeutung sein wird.