Gruppenhaltung mit Einzelbuchtsteuerung für laktierende Sauen: Auswirkungen auf Leistungs- und Verhaltensparameter und Arbeitszeit
Anna-Lena Bohnenkamp1 ; C. Meyer2 ; Karin Müller2 ; J. Krieter1 ; 1 Institut für Tierzucht und Tierhaltung, Christian-Albrechts Universität, Olshausenstraße 40, 24098 Kiel, E-Mail: abohnenkamp@tierzucht.uni-kiel.de ; 2 Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Gutshof, 24327 Blekendorf, E-Mail: cmeyer@lksh.de
Ziel der Untersuchung war die Beurteilung eines Gruppenhaltungssystems (GH) für laktierende Sauen im Vergleich zur konventionellen Einzelhaltung (EH). Insgesamt wurden 21 Jungsauen, 103 Altsauen und 1.415 abgesetzte Ferkel in 11 Durchgängen miteinander verglichen. Die Sauen wurden eine Woche vor dem Abferkeln aufgestallt. Die EH hatte sechs Buchten (2,00 m × 2,60 m) mit Ferkelschutzkorb. Die GH hatte 6 Einzelbuchten (1,80 m × 2,60 m) mit Ferkelschutzkorb, elektronisch gesteuerten Buchtentüren und 13 m2 Freilauf zwischen den Buchten. GH-Sauen konnten sich frei zwischen einer zugeordneten Bucht und einem Freilauf bewegen. Sie wurden drei Tage vor der Geburt bis einen Tag post partum (p.p.) im Ferkelschutzkorb fixiert. Durch eine flexible Türschwelle blieben GH-Ferkel bis Tag 5 p.p. in den Buchten. Die Ferkel wurden durchschnittlich 26 Tage p.p. abgesetzt.
Wurfleistung, Körperkondition, Futteraufnahme und Verhaltensparameter wurden erfasst und ebenso die Arbeitszeit. Die GH hatte mit Ausnahme geringerer Absetzgewichte keinen Einfluss auf die Wurfleistung. In beiden Systemen wurden 11,4 Ferkel/Wurf abgesetzt. GH-Ferkel waren mit 7,6 kg 500 g leichter (vs. EH: 8,1 kg; p < 0,05). Die Ferkelverluste unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Haltungssystemen (GH: 14,7% vs. EH: 15,7%). Sauen hatten beim Einstallen gleiche BCS-Werte (GH: 3,2 vs. EH: 3,1), beim Absetzen wiesen GH-Sauen niedrigere BCS-Werte mit 2,2 auf (vs. EH: 2,4; p < 0,05). Dieser Körpermasseabbau konnte durch die Rückenspeckdicke nicht bestätigt werden. Sauen nahmen in der GH täglich 6,4 kg Futter auf (vs. EH: 6,2 kg; p < 0,05).
GH-Sauen hielten sich bis Tag 5 p.p. 20–22 Std/Tag und zwischen Tag 11–26 p.p. den halben Tag im Kastenstand auf. Die Säugedauer und -häufigkeit unterschieden sich nicht zwischen der GH und EH (p > 0,05). Jedoch hatten GH-Sauen beim Säugen im Freilauf eine signifikant höhere Anzahl fehlender Eigenferkel mit 2,3 (vs. GH-Bucht: 1,7 Ferkel) und Fremdferkel mit 0,9 (vs. GH-Bucht: 0,2 Ferkel). In der GH fehlte während des Milchflusses weniger als ein Ferkel.
Von jeweils 12 Jungsauen (JS) mussten in der GH 9 JS wegen verletzter Zitzen vorzeitig abgesetzt werden (EH: 2 JS). Es wird ein Zusammenhang zwischen der Zahl Fremdferkel im Freilauf und den frühzeitig abgesetzten JS bzw. dem Energiedefizit der GH-Sauen angenommen.
Die GH hat ein 1,6 m2 größeres Platzangebot pro Sau im Vergleich zur EH und ermöglicht den Sauen und Ferkeln eine bessere Strukturierung der verschiedenen Funktionsbereiche (Futter, Koten, Liegen). Die Kurzzeitfixierung der Sauen während der Geburt und der Servicearbeiten garantierte die notwendige Arbeitssicherheit, schränkte aber das Nestbauverhalten der Sauen ein.
Die Arbeitszeit für Geburtshilfe, Kastration und Impfen war für die GH und EH ähnlich. Sauen und Ferkel nutzten den gemeinsamen Freilauf zum Abkoten. Ein manuelles Reinigen der Buchten war nach Entfernen der Türschwellen nicht mehr nötig.