Züchtungskunde, 79, (4) S. 298 – 308, 2007, ISSN 0044-5401
Genetische Beziehungen zwischen Reinzucht- und Kreuzungsleistungen sowie verschiedenen Prüfumwelten beim Schwein, untersucht am Material niedersächsischer Prüfstationen
E. Stamer, W. Brade und E. Kalm
Zusammenfassung:
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung liegt in der Schätzung genetischer Beziehungen zwischen Haltungsumwelten und Genotypen beim Schwein für 17 Merkmale aus den Komplexen Mastleistung, Schlachtkörperwert und Fleischbeschaffenheit, um mögliche Genotyp-Umwelt-Interaktionen und den Grad der Übereinstimmung zwischen Reinzucht- und Kreuzungsleistung aufzuzeigen. Die Daten stammen von insgesamt 8945 Schweinen aus zwei Leistungsprüfungsstationen Niedersachsens aus den Jahren 2000 bis 2005. Bei den untersuchten Herkünften handelt es sich um Reinzucht- (Piétrain) und Kreuzungszuchttiere (Piétrain*(Deutsche Landrasse* Deutsches Edelschwein)). Die Reinzuchttiere wurden in beiden Stationen in Zweiergruppen gehalten, und die Kreuzungen wurden sowohl in Zweier- (beide Stationen) als auch in Zehnergruppen (eine Station) geprüft. Resultierend daraus erfolgte die Definition von drei Tiergruppen, und zwar bildeten alle Reinzuchttiere sowie die Kreuzungstiere aus den Zweiergruppen und die Kreuzungen aus den Zehnergruppen jeweils eine Gruppe. Die Varianzkomponentenschätzung erfolgte innerhalb Merkmal für die drei Tiergruppen gleichzeitig mit einem Tiermodell unter der Verwendung der Methode REML. Die Auswertungsmodelle enthielten die fixen Effekte Aufstallungsmonat innerhalb Station (Mastleistung), Schlachttag innerhalb Station (Schlachtkörperwert und Fleischbeschaffenheit) und für alle Merkmale die Regression auf das Schlachtgewicht sowie die zufälligen Effekte der Prüfgruppe und des Tieres. Zwischen den Haltungsumwelten Zweier- und Zehnergruppe ergibt sich über alle 17 Merkmale eine mittlere genetische Korrelation von rg = 0,87, wobei die Schätzwerte von rg = 0,51 bis rg = 0,99 reichen. Die mittleren genetischen Beziehungen zwischen den Reinzuchttieren und den Kreuzungen in der Zweiergruppe sowie den Kreuzungstieren in den Zehnergruppen betragen rg = 0,72 bzw. rg = 0,63. Die entsprechenden Wertebereiche liegen zwischen rg = 0,17 und rg = 0,99 bzw. zwischen rg = 0,02 und rg = 0,99. Dabei ist zu beachten, dass die Mastleistung und die Merkmale des Schlachtkörperwertes im Vergleich zu den Merkmalen der Fleischbeschaffenheit höhere genetische Beziehungen zwischen den Tiergruppen aufweisen. Die Gesamtergebnisse belegen keine nennenswerten Genotyp-Umwelt-Interaktionen bei Prüfung von Kreuzungstieren in Zweier- und Großgruppen sowie eine weitgehende Übereinstimmung zwischen den Prüfungen mit Reinzucht- oder Kreuzungsnachkommen jeweils in Zweiergruppen. Geringfügige Unterschiede in der täglichen Zunahme (rg = 0,65) zwischen den Reinzuchttieren und den Kreuzungstieren in Zehnergruppen deuten auf unterschiedliche Einflüsse der Gruppengröße auf das Wachstum und damit Rangierungsunterschiede in der Mastleistung hin.
Keywords/Stichworte:Schwein, Stationsprüfung, Genotyp-Umwelt-Interaktion, Reinzucht,
Kreuzungszucht
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung liegt in der Schätzung genetischer Beziehungen zwischen Haltungsumwelten und Genotypen beim Schwein für 17 Merkmale aus den Komplexen Mastleistung, Schlachtkörperwert und Fleischbeschaffenheit, um mögliche Genotyp-Umwelt-Interaktionen und den Grad der Übereinstimmung zwischen Reinzucht- und Kreuzungsleistung aufzuzeigen. Die Daten stammen von insgesamt 8945 Schweinen aus zwei Leistungsprüfungsstationen Niedersachsens aus den Jahren 2000 bis 2005. Bei den untersuchten Herkünften handelt es sich um Reinzucht- (Piétrain) und Kreuzungszuchttiere (Piétrain*(Deutsche Landrasse* Deutsches Edelschwein)). Die Reinzuchttiere wurden in beiden Stationen in Zweiergruppen gehalten, und die Kreuzungen wurden sowohl in Zweier- (beide Stationen) als auch in Zehnergruppen (eine Station) geprüft. Resultierend daraus erfolgte die Definition von drei Tiergruppen, und zwar bildeten alle Reinzuchttiere sowie die Kreuzungstiere aus den Zweiergruppen und die Kreuzungen aus den Zehnergruppen jeweils eine Gruppe. Die Varianzkomponentenschätzung erfolgte innerhalb Merkmal für die drei Tiergruppen gleichzeitig mit einem Tiermodell unter der Verwendung der Methode REML. Die Auswertungsmodelle enthielten die fixen Effekte Aufstallungsmonat innerhalb Station (Mastleistung), Schlachttag innerhalb Station (Schlachtkörperwert und Fleischbeschaffenheit) und für alle Merkmale die Regression auf das Schlachtgewicht sowie die zufälligen Effekte der Prüfgruppe und des Tieres. Zwischen den Haltungsumwelten Zweier- und Zehnergruppe ergibt sich über alle 17 Merkmale eine mittlere genetische Korrelation von rg = 0,87, wobei die Schätzwerte von rg = 0,51 bis rg = 0,99 reichen. Die mittleren genetischen Beziehungen zwischen den Reinzuchttieren und den Kreuzungen in der Zweiergruppe sowie den Kreuzungstieren in den Zehnergruppen betragen rg = 0,72 bzw. rg = 0,63. Die entsprechenden Wertebereiche liegen zwischen rg = 0,17 und rg = 0,99 bzw. zwischen rg = 0,02 und rg = 0,99. Dabei ist zu beachten, dass die Mastleistung und die Merkmale des Schlachtkörperwertes im Vergleich zu den Merkmalen der Fleischbeschaffenheit höhere genetische Beziehungen zwischen den Tiergruppen aufweisen. Die Gesamtergebnisse belegen keine nennenswerten Genotyp-Umwelt-Interaktionen bei Prüfung von Kreuzungstieren in Zweier- und Großgruppen sowie eine weitgehende Übereinstimmung zwischen den Prüfungen mit Reinzucht- oder Kreuzungsnachkommen jeweils in Zweiergruppen. Geringfügige Unterschiede in der täglichen Zunahme (rg = 0,65) zwischen den Reinzuchttieren und den Kreuzungstieren in Zehnergruppen deuten auf unterschiedliche Einflüsse der Gruppengröße auf das Wachstum und damit Rangierungsunterschiede in der Mastleistung hin.