Die Rinderzucht als wichtiger Bestandteil der Milchproduktion kann einen Beitrag zur Steigerung der Resilienz der Milchviehpopulation leisten. In diesem Kontext ist eine Definition von Resilienz die Eigenschaft eines Tieres unter dem Einfluss von kurzzeitigen Störungen seine Leistung zu erhalten oder diese zügig wiederherzustellen (Berghof et al., 2019; Colditz and Hine, 2016).
Das Konzept Resilienz folgt der Annahme, dass Kühe unbekannten, teilweise tierindividuellen Störeinflüssen unterliegen (Poppe et al., 2020). Aufgrund der fehlenden direkten Erfassbarkeit sind Indikatormerkmale erforderlich. Diese basieren auf Hilfsmerkmalen wie der Milchleistung. Bei der Betrachtung der gesamten Laktation werden Störungen der Leistungsfähigkeit des Tieres als Schwankungen sichtbar (Scheffer et al., 2018). Diese sind mittels statistischer Maßzahlen quantifizierbar. In der Untersuchung von Elgersma et al. (2018) war der natürliche Logarithmus der Varianz der täglichen Milchleistung der geeignetste Resilienzindikator. Hier wurde allerdings der Einfluss der Laktationskurve nicht berücksichtigt. Poppe et al. (2020) modellierten daher eine Laktationskurve und errechneten Resilienzindikatoren aus der Abweichung zwischen beobachtetet und erwarteter Milchleistung. Sie verwendeten den natürlichen Logarithmus der Varianz der Abweichung, die lag-1-Autokorrelation (rAuto) und die Schiefe. Je kleiner die Varianz, desto weniger schwankt die Milchleistung des Tieres, was auf eine höhere Resilienz hindeutet. rAuto beschreibt die Korrelation zwischen der Milchleistung eines Tages und dem Vortag.
Das Ziel der Masterarbeit, die am Fachgebiet für Tiergenetik und Züchtung der Universität Hohenheim angefertigt wurde, war die Untersuchung von Strukturen im Genom, die verschiedenen Resilienzindikatoren zugrunde liegen. Hierzu erfolgte eine Varianzkomponentenschätzung. Das LD zwischen den SNPs fungierte als Indikator für das LD zwischen SNPs und QTL. Letzteres ist wesentlich für die Kartierung von mit der Ausprägung von Resilienzindikatoren assoziierter SNPs. Der genannten Kartierung diente die gemeinsame Multibreed-GWAS für die drei Rassen Deutsche Holsteins, Fleckvieh und Braunvieh. Die Identifizierung assoziierter SNPs ermöglichte die Suche nach die Merkmalsausprägung erklärenden QTL. In Summe sollten die durchgeführten Analysen zu einem besseren Verständnis der genetischen Hintergründe des Merkmals Resilienz beitragen.
Das im Rahmen der ausgezeichneten Masterarbeit begonnene Thema befindet sich derzeit mit einem verbesserten Datensatz noch in Bearbeitung. Aufgrund der hohen Praxisrelevanz des Themas wurde in dieser Ausgabe der Züchtungskunde von einer Veröffentlichung vorläufiger Ergebnisse abgesehen. Eine ausführliche Publikation mit den finalen Ergebnissen wird zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Bis dahin sind vorangegangene Erkenntnisse Keßler et al. (2024a, 2024b) zu entnehmen.
Von:  Maximilian Zölch1
; 1 Institut für Nutztierwissenschaften, Fachgebiet für Tiergenetik und Züchtung, Universität Hohenheim, Gartenstraße 17, 70599 Stuttgart