Die Tiergesundheit von Milchkühen wird aufgrund ihres hohen Leistungsniveaus zunehmend negativ diskutiert. Dabei wird häufig die Zucht der Tiere als ein zentraler Grund angesehen. Die Ausrichtung der Milchrinderzucht hat sich jedoch in den letzten Jahren stark verändert und zielt mittlerweile schwerpunktmäßig auf eine züchterische Verbesserung von Gesundheits- und funktionalen Merkmalen ab. Durch populationsweite Datenerhebungen im Rahmen der Milchleistungsprüfung sowie der Einführung des Projektes KuhVision, welches die Genotypisierung von weiblichen Tieren umfasst, steht ein umfangreicher Datenpool zur Verfügung. Diese Daten bilden unter anderem die Grundlage für die genomische Selektion, durch welche ein höherer Zuchtfortschritt, besonders auch in den vorher züchterisch schwer zu bearbeitbaren funktionalen Merkmalen, erreicht werden konnte. Die zusätzliche Erfassung von Gesundheitsdaten auf KuhVisions-Betrieben erlaubte die Einführung von Zuchtwerten für direkte Gesundheitsmerkmale und bietet somit seit 2019 erstmals eine Möglichkeit, um direkt das genetische Potential der Kühe in Hinblick auf die Gesundheit zu stärken. Praxisvalidierungen zeigen, dass die Zuchtwerte eine gute Vorhersagekraft für später im Leben festzustellende Unterschiede in den Krankheitsinzidenzen besitzen. Die Betrachtung von populationsweiten genetischen und phänotypischen Trends zeigt zudem positive Entwicklungen in den funktionalen Merkmalen und bestätigen damit eine zunehmende Verbesserung der Tiergesundheit der Holsteinkühe. Dies wurde auch durch die hohe Gewichtung von funktionalen Merkmalen in den Gesamtzuchtwerten RZG und RZ€ erreicht.
Von:  Reinhard Reents1
; Laura Hüneke1
; Christin Schmidtmann1
; Stefan Rensing1
; 1 Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.V. (vit), 27283 Verden (Aller), E-Mail: reinhard.reents@vit.de