Züchtungskunde, 92, (5) S. 339-354, 2020, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Scientific Articles
Videobasierte ethologische Untersuchungen
bei Absetzferkeln zur Quantifizierung
der Beschäftigung mit Buchtenpartnern
oder Spielzeugen
St. Hoy1 ; 1 Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Tierzucht und Haustiergenetik, Leihgesterner Weg 52, D-35392 Gießen, Email: Steffen.Hoy@agrar.uni-giessen.de
In 384 Stunden Videoaufzeichnungen an 24 Absetzferkeln in zwei Gruppen wurden die Häufigkeiten gegenseitigen Wühlens, Beißens und Schwanzbeißens, die Frequenz der Nutzung verschiedener Spielgeräte sowie die Häufigkeit und das Ergebnis (Sieger, Verlierer) agonistischer Interaktionen („jeder gegen jeden“) registriert. Die Korrelationen zwischen dem Rangindex und den nach der gleichen Methode berechneten Indices auf Grundlage des gegenseitigen Bewühlens (r = –0,545), Beißens (r = –0,134) und Schwanzbeißens (r = –0,547) waren negativ und, mit Ausnahme der für das Beißen, hochsignifikant. Tiere mit hohem Rang bissen am seltensten andere in den Schwanz, waren jedoch am häufigsten selbst das Opfer des Schwanzbeißens. Rangniedere Ferkel waren selbst vergleichsweise selten von Bewühlen oder Schwanzbeißen betroffen.
Im Mittel beschäftigten sich die Absetzferkel 5,93-mal je halbe Stunde mit den Buchtenpartnern, mit (einfachen) Spielzeugen dagegen deutlich weniger mit 1,69-mal (Faktor 3,5, p < 0,05). Die häufigste auf die Buchtenpartner gerichtete Aktion war mit 75,2% Anteil (4,46-mal je halbe Stunde und Tier) das (spielerische) Beißen der Buchtenpartner in Beine und Ohren. Das Schwanzbeißen trat in einer Häufigkeit von 10,8% auf (0,64-mal je halbe Stunde und Tier), das gegenseitige Bewühlen (belly-nosing) hatte einen Anteil von 14,0% (0,83-mal pro 30 min/Tier). Bei der Beschäftigung mit den Gruppenmitgliedern ging die Häufigkeit im Laufe der Aufzucht um etwa ein Drittel, bei der mit den Spielzeugen dagegen um drei Viertel zurück.
Absetzferkel; Beschäftigung; Buchtenpartner; Rangordnung; Schwanzbeißen
Video-based ethological studies in weaner pigs to quantify employment with pen mates or toys
In 384 hours video recordings in 24 weaner pigs in two groups, the frequency of mutual belly-nosing, biting and tail biting, the frequency of using different tools for engagement as well as the frequency and result (winner, loser) of agonistic interactions (“each against each other”) were recorded. The correlations between the rank index and the indices calculated using the same method based on mutual belly-nosing (r = –0.545), biting (r = –0.134) and tail biting (r = –0.547) were negative and, except for biting, highly significant. High-ranking animals were the least likely to bite others in the tail, but were most often the victims of tail biting. Lower-ranking piglets were comparatively rarely affected by belly-nosing or tail biting.
On average, weaner pigs were engaged 5.93 times per half an hour with pen-mates, with (simple) toys only 1.69 times (factor 3.5, P < 0.05). The most frequent action aimed at the pen-mates was the (playful) biting of the pen partners in the legs and ears with a percentage of 75.2% (4.46 times per half hour and animal). Tail biting occurred at a frequency of 10.8% (0.64 times per half hour and animal), the mutual grubbing (belly-nosing) had a frequency of 14.0% (0.83 times per 30 min/animal). Regarding dealing with the group members, the frequency decreased by about a third during the rearing period, while engagement with the toys was reduced by three quarters.
Weaner pig; engagement; pen-mates; rank order; tail biting