Züchtungskunde, 92, (2) S. 87-105, 2020, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
Scientific Articles
Tierwohl in baden-württembergischen Milchkuhbetrieben – eine Analyse unter besonderer Berücksichtigung des Stall-Baujahres
Barbara Benz1 ; U. Eilers2 ; Sabine Hubert3 ; 1 Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), Fachgebiet Nutztierhaltung, E-Mail: Barbara.Benz@hfwu.de ; 2 Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW) ; 3 Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), Fachgebiet Pflanzenbau
Das Wohlbefinden landwirtschaftlicher Nutztiere ist in den letzten Jahren verstärkt in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Für Rinder jenseits eines Alters von sechs Monaten gibt es abgesehen von den Empfehlungen des Europarates zum Halten von Rindern (1988) und den allgemeinen Bestimmungen der Tierschutznutztierhaltungsverordnung keine rechtliche Konkretisierung der baulich-technischen Haltungsbedingungen. Allgemein besteht Konsens, dass Tierwohl gegeben ist, wenn die Tiere frei von Schmerzen und Leiden sind, ohne Überforderung der Anpassungsfähigkeit, und normales, artgemäßes Verhalten entwickeln und ausleben können. Am Tier selbst lässt sich Tierwohl anhand tierbasierter Indikatoren überprüfen. Die vorliegende Studie untersuchte in 165 Praxisbetrieben mit insgesamt 6.024 Kühen, welche Rolle das Alter eines Milchkuhstalles beim Tierwohl in baden-württembergischen Milchkuhbetrieben spielt. Dabei zeigte sich, dass weder ausgewählte Gesundheits- und Leistungsmerkmale noch die breite Streuung bei Verhaltensparametern einen Zusammenhang zum Baujahr des Stalles zeigen. Dies lässt den Schluss zu, dass Defizite beim Tierwohl nicht mit älterer Bausubstanz und gegebenenfalls unverhältnismäßig hohen Investitionen begründet oder gerechtfertigt werden können. Um das Wohlbefinden der Tiere unabhängig vom Alter der Haltungseinrichtung sicherstellen zu können, ist allerdings das Engagement der Tierhalter hinsichtlich des betrieblichen Managements erforderlich.
Tierwohl; Stallbau; Tierbasierte Indikatoren; Milchkühe
Well-being in dairy cow farms in Baden-Wuerttemberg – an analysis
particularly considering the barn’s year of construction
In recent years, the well-being of agricultural farm animals has gained the awareness of the general public. For cattle beyond an age of six months, there are no legal ascertainments for structural-technical husbandry conditions besides the Council of Europe’s recommendations on cattle farming (1988) and the general regulations of animal protection and the keeping of farm animals. There is a consensus that animal well-being exists if the animals are free of pain and suffering without overextension of their adaptability and are able to develop and live out appropriate behavior to their species. The well-being can be observed on the animals themselves by examining animal-based indicators. The presented study investigated the correlation of the age of dairy cow barns and the animal well-being in 165 dairy cow farms in Baden-Wuerttemberg with a total of 6,024 cows. It was shown, that neither chosen health and performance characteristics nor the broad distribution regarding behavior parameters correlate with the barn’s construction year. This supports the conclusion that deficits in animal well-being cannot be justified with older building stock and possibly disproportionately high investment. In order to be able to guarantee the well-being of animals independently from the age of livestock buildings and installations, it is necessary that animal owners show commitment with respect to operational management.
Animal well-being; barn construction; animal-based indicators; dairy cows