In dieser Studie wird das Animal Welfare Indicators (AWIN) Protokoll für Schafe auf Betrieben in Norddeutschland (Schleswig-Holstein) beurteilt. Aufgrund des steigenden Interesses der Gesellschaft an der Tiergerechtheit von Haltungssystemen und am Wohlergehen der Tiere, ist die Entwicklung geeigneter Bewertungssysteme notwendig geworden. Darüber hinaus wird vom Gesetzgeber eine betriebliche Eigenkontrolle anhand tierbezogener Indikatoren gefordert. Ein solches Messsystem bzw. die darin enthaltenen Indikatoren müssen valide, reliabel und praktikabel sein. Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Praktikabilität des AWIN Protokolls auf fünf unterschiedlich wirtschaftenden Betrieben geprüft. Hierfür wurden die Betriebe jeweils zweimal aufeinanderfolgend in einem Abstand von maximal zwei Wochen mittels des AWIN Protokolls beurteilt. Neben der Beurteilung der Anwendbarkeit und des Aufwandes wurden zur Ermittlung der zeitlichen Konstanz die Ergebnisse des ersten und zweiten Besuches auf den Betrieben mittels einer Kombination aus Reliabilitäts- (Intraklassenkorrelationskoeffizient (ICC), Spearman Rangkorrelationskoeffizient (RS)) und Übereinstimmungsparametern (Smallest Detectable Change (SDC), Limits of Agreement (LoA)) verglichen. Die Ergebnisse dieser Arbeit machen deutlich, dass einige Indikatoren des AWIN Protokolls sehr gut geeignet sind, um Tierwohl zu messen (z.B. Lahmheit und Body Condition Score (RS: 0,88–1; ICC: 0,74–1; SDC: 0–0,06; LoA: < 0,08)). Sie zeigen eine gute Praktikabilität und Reliabilität. Jedoch gibt es auch Indikatoren, die diesen Ansprüchen nicht in vollem Umfang gerecht werden können (z.B. Schleimhautfarbe und Augenausfluss). Diese Indikatoren müssen zukünftig entsprechend überarbeitet und angepasst werden. Aus dieser Studie lässt sich eine Empfehlung geeigneter Indikatoren für die betriebliche Eigenkontrolle ableiten. Der zeitliche Aufwand und das notwendige fundierte Fachwissen bezüglich der Anwendung sind jedoch nicht außer Acht zu lassen.
Von:  Kathrin Büttner1
; Katharina Mextorf2
; Joachim Krieter2
; Irena Czycholl3
; 1 AG Biomathematik und Datenverarbeitung, Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen, Deutschland, E-Mail: Kathrin.Buettner@vetmed.uni-giessen.de,
; 2 Institut für Tierzucht und Tierhaltung, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Deutschland,
; 3 Department for Animal Welfare and Disease Control, Department of Veterinary and Animal Sciences, University of Copenhagen, Denmark