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Züchtungskunde, 92, (5) S. 355-372, 2020, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

Scientific Articles

Status quo-Erhebung zum betriebsindividuellen Management der Kastration von Saugferkeln in Deutschland

Simone M. Schmid1 ; Caroline D. Leubner1 ; L. N. Köster1 ; Julia Steinhoff-Wagner1 ; 1 Institut für Tierwissenschaften, Universität Bonn, Katzenburgweg 7–9, 53115 Bonn, jste@itw.uni-bonn.de

Ab Januar 2021 dürfen männliche Ferkel nur noch unter Schmerzausschaltung kastriert werden. Unabhängig von der zukünftig gewählten Betäubungsvariante kommen auf Ferkelerzeuger Veränderungen in Arbeitsabläufen und Management hinzu, die bisher nicht ausreichend beschrieben sind. Dafür sollte jedoch nicht nur die Art der Schmerzausschaltung, sondern der gesamte Kastrationsvorgang näher betrachtet werden. Ziel dieser empirischen Studie war es Daten über das betriebsindividuelle Management der Kastration von Ferkeln in Deutschland zu generieren. Zu diesem Zweck wurde mit der Online-Umfragesoftware Unipark ein Fragebogen erstellt und der Link hierzu an Ferkel​erzeuger verbreitet. Enthalten waren unter anderem Fragen zur Durchführung der Kas​tration, Hygiene und Wundversorgung sowie Schmerzmanagement und Alternativen zur betäubungslosen Kastration. Nach Bereinigung der Daten wurden Angaben von 74 Befragten analysiert mit SAS® (9.4, 2016), indem Korrelationen berechnet und Unterschiede in gemischten Modellen geschätzt wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass gesetzliche Vorgaben und Standards von den meisten Ferkelerzeugern in ihren Arbeitsabläufen rund um die Kastration erfüllt werden. Generell besteht jedoch bei allen Abläufen im Rahmen der Kastration eine große betriebsindividuelle Variation und teilweise Optimierungsbedarf. So gaben die meisten Befragten an, die zu kastrierenden Ferkeln zwischen den Knien zu fixieren (43,1%), zwei parallele Senkrechtschnitte zu setzen (70,2%) und die Samenstränge mit einem Skalpell abzutrennen (75,0%). Zum Teil wurden hier aber auch verbotene Praktiken wie das Abreißen der Samenstränge angegeben (20,3%). Gerade weil es sich bei Anwendern dieser Technik in dieser Studie vermehrt um jüngere Befragte handelt (p < 0,05), scheint hier noch ein hoher Bedarf an Aufklärung und Wissenstransfer zu bestehen. Gleiches gilt für die Gabe von Schmerzmitteln. Hier fiel auf, dass es nach wie vor Ferkelerzeuger gibt, die angaben, Schmerzmittel gar nicht (10,3%) oder erst nach der Kastration (13,5%), sowie teilweise gemischt mit anderen Präparaten (13,8%) zu verabreichen. Weiteres Verbesserungspotential konnte bezüglich der Wundversorgung sowie der Hygiene des Kastrationsequipments aufgezeigt werden. Die Ausnutzung dieses Potentials bei Beibehaltung der betriebsindividuellen Variation unter Berücksichtigung der rechtlichen Rahmenbedingungen und Empfehlungen ist anzustreben und könnte das Tierwohl der Ferkel bedeutend verbessern.

Ferkel; Tierwohl; Kastration; Management; Umfrage; Status quo


Status quo survey on the farm specific management of piglet castration in Germany

From January 2021 onwards male piglets can only be castrated by using adequate anesthesia. Regardless of the chosen anesthetic procedure, piglet producers will be faced by changes in work processes and management, which are not sufficiently described yet. For this, the focus should not only lie on the kind of anesthesia, but include the whole castration process. It was the aim of this empirical study to generate data on the farm individual castration management in Germany. For this, a questionnaire was developed with the online survey tool Unipark and the link distributed among piglet producers. The questionnaire contained questions on the castration process, hygiene and wound management as well as pain management and alternatives to castration without anesthesia. After data cleansing, data of 74 survey participants were analyzed with SAS® (9.4, 2016) by calculating correlations and estimating differences in mixed models. In general, great variation was found regarding all processes in the course of castration and in some areas, a need for optimization was revealed. Most participants claimed to fixate piglets between the knees (43.1%), use two parallel incisions for opening the scrotum skin (70.2%) and severe spermatic cords with a scalpel (75.0%). However, also forbidden practices such as the tearing of spermatic cords were indicated (20.3%). Here, education and knowledge transfer are needed, as the participants claiming to use this technique were significantly younger (p < 0.05). Same accounts for the application of analgesia; it was found that several participants applied no analgesics (10.3%), used analgesics only after castration (13.5%), or mixed analgesics with other compounds such as iron supplements (13.8%). Further potential for improvement was uncovered regarding wound management and hygiene of castration equipment. The utilization of this potential while maintaining the farm individual variation and considering official regulations and recommendations could significantly improve the welfare of piglets.

piglet; animal welfare; castration; management; survey; status quo


Impact Factor (SCI) 2023: 0.3

 5-Jahres-Impact-Factor (SCI) 2023: 0.2

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