Die Versorgung von Nutztieren mit landwirtschaftlich erzeugter Biomasse, die auch zur Ernährung von Menschen genutzt werden kann, wird derzeit gesellschaftlich kritisiert. Im Mittelpunkt dieser Diskussion stehen häufig Monogastrier (Schweine, Hühner), da die dort eingesetzten Futtermittel im Wesentlichen auf Rationen mit Getreide und Produkte der Sojabohne basieren. In Studien wird untersucht, welche alternativen Futtermittel, die nicht für die menschlichen Ernährung geeignet sind, sich für die Fütterung von Schweinen eignen. Der vermehrte Einsatz von Koppel- oder Nebenprodukten würde diese Konkurrenzsituation entschärfen. Bei solchen Futtermitteln besteht jedoch die Gefahr, dass die Schweine aufgrund schwankender Nährstoffgehalte und möglicher antinutritiver Inhaltsstoffe temporär nicht bedarfsgerecht versorgt werden.
Vor diesem Hintergrund werden derzeit züchterische Strategien entwickelt, die Futter- und Nährstoffnutzungseffizienz der Schweine zu verbessern. Damit könnten die Schweine Imbalancen in der Fütterung besser kompensieren und zudem umweltschädigende Nährstoffausscheidungen minimieren. Das Merkmal Nährstoffnutzungseffizienz lässt sich durch in der Schweinezucht etablierte Merkmale, wie tägliche Zunahme oder Futteraufwand je kg Zuwachs indirekt erfassen. Darüber hinaus wird versucht, die Ausscheidung und das Ansatzvermögen der wichtigsten Nährstoffe Stickstoff und Phosphor spezifischer und genauer zu erfassen, um damit verbesserte Zuchterfolge in der Nährstoffnutzungseffizienz zu erzielen. Eine große Herausforderung stellen hierbei mögliche Genotyp × Umwelt Interaktionen dar. Die Auswirkungen von veränderten Fütterungsstrategien mit unvollständig balancierten Futterrationen können züchterisch teilweise kompensiert werden, wenn Merkmale der Nährstoffnutzungseffizienz und der Anpassungsfähigkeit mit in balancierte Zuchtziele integriert werden.
Von:  Christine Große-Brinkhaus1
; Marie Franziska Bellersen1
; Elisabeth Jonas2,3
; Ahmad Reza Sharifi1
; Ernst Tholen2
; 1 Dept. für Nutztierwissenschaften, Abt. Tierzucht und Haustiergenetik, Universität Göttingen, Albrecht-Thear-Weg 3, 37075 Göttingen
; 2 Institut für Tierwissenschaften, Abt. Haustiergenetik, Universität Bonn, Endenicher Allee 15, 53115 Bonn
; 3 Förderverein Bioökonomieforschung e.V. (FBF e.V.), Adenauerallee 174, 53113 Bonn E-Mail: christine.grosse-brinkhaus@uni-goettingen.de