In Mitteleuropa sind Kälber der milchbetonten Rasse Holstein für die Weitermast (Bullen-, Färsen-, Ochsenmast) kaum gefragt. Eine Gegenmaßnahme ist, Milchrassekühe mit Fleischrassen zu belegen (beef-on-dairy) und für die eigene Nachzucht gesextes Sperma einzusetzen. Ein Forschungsprojekt der HBLFA Raumberg-Gumpenstein beleuchtete die Grünlandmast im Stall von Holstein×Angus-(HF×AA)-Ochsen und -Färsen im Vergleich zu Fleckvieh-(FV)-Ochsen. In einem Mastversuch beginnend mit 130 kg Lebendgewicht wurden die Tiere mit einer Grassilage-Heu-Ration und 1,5 kg Energiekraftfutter pro Tier und Tag, ab 280 kg Gewicht mit 1 kg Kraftfutter, gemästet. Die Schlachtung erfolgte mit 400 kg Lebendgewicht, was in etwa dem Mastendgewicht von Jungrindern aus der Mutterkuhhaltung entspricht.
Das durchschnittliche Schlachtalter betrug bei den HF×AA-Tieren 14,3 und bei den FV-Ochsen 15,2 Monate (P = 0,34). In den Tageszunahmen konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen HF×AA und FV abgesichert werden; numerisch schnitten die HF×AA-Ochsen bei den Zunahmen allerdings etwas besser ab als die FV-Ochsen und die HF×AA-Färsen (915 vs. 870 g). Die HF×AA-Färsen hatten eine schlechtere Futterverwertung als die FV-Ochsen (8,4 vs. 7,3 kg TM-Aufnahme pro kg Zuwachs, P = 0,03); zwischen den FV- und den HF×AA-Ochsen war der Unterschied nur numerisch.
Die FV-Ochsen zeigten im Vergleich zu den HF×AA-Ochsen eine tendenziell bessere Schlachtleistung (Fleischklasse, Muskelgröße, wertvolle Teilstücke). Zwischen HF×AA-Ochsen und -Färsen zeigten sich ebenfalls geringe Unterschiede in der Schlachtleistung. Deutlich erkennbar war die stärkere Fetteinlagerung der Färsen. In der Fleischqualität des Rostbratens schnitten die HF×AA-Tiere besser ab als die FV-Ochsen. Dies war insbesonders in der Fleischzartheit (Scherkraftmessung und Verkostung) sichtbar. Das Fleisch der Färsen zeigte die niedrigsten Kochsaftverluste und den höchsten intramuskulären Fettgehalt (IMF). Der IMF-Gehalt der FV-Ochsen lag mit 1,1% im Rostbraten am niedrigsten (P < 0,01), während die Anteile an Omega-3 Fettsäuren und PUFA bei FV am höchsten waren (P < 0,01).
Die heimische Mast von HF×AA-Kreuzungen im Grünland wäre eine Möglichkeit, um den gesellschaftlich unerwünschten Export von Milchrasse-Kälbern zu reduzieren und Rindfleisch mit ausgezeichneter Produktions- und Produktqualität zu erzeugen.
Von:  Margit Velik1
; Johann Häusler1
; Roland Kitzer1
; Andreas Steinwidder2
; 1 HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Nutztierforschung, Raumberg 38, A-8952 Irdning-Donnersbachtal. E-Mail: margit.velik@raumberg-gumpenstein.at
; 2 HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für Biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere, Trautenfels 15, A-8951Stainach-Pürgg