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Züchtungskunde, 81, (1) S. 14-22, 2009, ISSN 0044-5401
© Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart

Scientific Articles

Genomische Selektion – Stand der Wissenschaft

G. Thaller1 ; 1 G. Thaller, Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Hermann-Rodewald-Straße 624098 Kiel. E-Mail: Georg.Thaller@tierzucht.uni-kiel.de

Die genomische Selektion stellt ein Verfahren dar, bei dem mit einer hohen Marker​abdeckung genomweit versucht wird, die kausalen Genvarianten umfassend für züchte​rische Zwecke zu nutzen, ohne dass diese im einzelnen spezifisch charakterisiert werden. Die Voraussetzungen dafür sind mit der Verfügbarkeit von geeigneten SNP-Markern und Chip-basierten effizienten sowie kostengünstigen Typisierungstechniken gegeben. Unterschiedliche methodische Ansätze wurden vorgeschlagen, die eine bestmögliche Schätzung der SNP-Effekte und eine hohe Sicherheit der genomischen Zuchtwerte gewährleisten sollen. Umfangreiche Simulationsstudien verdeutlichen das Potenzial der genomischen Zuchtwertschätzung, das in ersten praktischen Untersuchungen bestätigt wurde. Die bisher erzielten Sicherheiten liegen für Zuchttiere ohne Nachkommeninformation deutlich über den Pedigreeindizes, erreichen jedoch kaum Werte, die über die Nachkommenprüfung erzielt werden können. In der Gesamtsicht ergeben sich aber bereits jetzt viel versprechende Ansätze für züchterische Umsetzungen, die vor allem im Bereich der Vorselektion und Optimierung der Leistungsprüfung anzusiedeln sind. Weitere Forschungen werden zeigen, inwieweit es sinnvoll ist, die Selektion weitgehend auf Basis der genomischen Information durchzuführen. Der Erfolg dieses innovativen Verfahrens hängt nicht zuletzt davon ab, wie die Konsequenzen der genomischen Selektion in der Zuchtpraxis bewertet werden.

Genomische Selektion; Genomische Zuchtwertschätzung; SNP-Marker; Zuchtprogramme


Genomic selection – current state of research

Genomic selection aims to utilize a large proportion of causative gene variants for breeding purposes via dense genome-wide marker data. Suitable SNP markers and efficient genotyping technologies (SNP-chips) as preconditions for such an approach are becoming available. A number of methods has been proposed to estimate marker effects with a high precision, finally yielding reliable genomic breeding values. The potential of genomic selection, initially indicated by simulations studies, has now been confirmed in practical application. Reliabilities achieved so far exceed those of pedigree indices by far but do not reach the level of performance tested bulls. Nevertheless, some applications for practical breeding have been suggested. Among these, pre-selections scenarios for test bulls and optimization of performance testing are most promising at this stage. Further research is required to evaluate additional benefits of this innovative approach. Its success in the future will heavily depend on the willingness of practitioners and farmers to use genomic breeding values in their daily work.

Genomic selection; genomic evaluation; SNP-marker; breeding programmes


Impact Factor (SCI) 2023: 0.3

 5-Jahres-Impact-Factor (SCI) 2023: 0.2

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